Nächtlicher Zeitverlust
Zudem beobachteten die Forscher, dass die Heranwachsenden während der Schulwoche ein veritables Schlafdefizit ansammelten. Durchschnittlich zwei Stunden Schlaf pro Nacht "verloren" die Schüler in Schulwochen im Gegensatz zu Wochenend- oder Ferientagen. Die meisten Jugendlichen könnten nur an schulfreien Tagen ihrem natürlichen Schlafbedürfnis folgen. Die Conclusio der US-Schlafforscher lautete: Um die "Lernperformance zu maximieren", sollte der Unterricht später starten und Schularbeiten am Nachmittag angesetzt werden.
Psychologin Christiane Spiel, Dekanin der Fakultät für Psychologie an der Uni Wien und Mitglied der Zukunftskommission, beurteilt generelle Aussagen über jugendliche Schlafdefizite und späteren Schulbeginn skeptisch. "Die Frage ist: Was steckt dahinter? Ja, es gibt ein gewisses durchschnittliches Schlafbedürfnis, das bei Teenagern im Wachstum auch steigt, aber es schwankt individuell. Entscheidend ist, wie man den Schlaf aufteilt und wann die Kinder ins Bett gehen. Schlafmangel ist relativ häufig selbst gemacht", sagt Spiel im STANDARD-Gespräch.
Für Teenager sei das Heimkommen und Spät-ins-Bett-Gehen ein "typisches Kampffeld gegen die Eltern. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Aber", so die Psychologin, "hier sind die Eltern gefordert, mit den Kindern das Schlafbedürfnis zu beobachten und zu schauen, dass es gedeckt wird. Dazu gehört halt auch, am Abend früh genug ins Bett zu gehen". Zwar könne das Faktum, dass es Morgen- und Abendmenschen gebe, nicht ausgeschaltet werden, aber eines sei unbestritten: "Schlafzeit ist auch Lernzeit. Studien zeigen, dass während des Schlafens Lerninhalte verarbeitet werden." Daher sei die Schlafmenge insgesamt entscheidender als der Aufstehzeitpunkt, um rechtzeitig in der Schule zu sein.
Neben dem vermeintlich zu frühen Unterrichtsbeginn gebe es aber, verweist Spiel auf "Arbeitszeitstudien" über Schüler, noch einen anderen Grund für Schlafdefizite.
Schul-Saisonarbeiter
Neben Kindern, die kontinuierlich lernen, gebe es die so genannten "Saisonarbeiter, die vor Schularbeiten extrem viel lernen - oft auf Kosten des Schlafes. Dann kommen sie natürlich entsprechend unausgeschlafen in die Schule. Dieses Lernen ohne genug Schlaf führt nicht zum Erfolg".