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Festkommers in der Hofburg.

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Ein Großaufgebot der Polizei begleitete die Demonstration.

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Wien - Rund 200 Demonstranten sind sich Samstagnachmittag vor der Wiener Universität versammelt, um gegen den Schiller-Kommers der Burschenschafter am Heldenplatz zu protestieren. Der Protestzug führte von der Wiener Universität entlang der Ringstraße zum Äußeren Burgtor.

Von dort zog sich die Demo nach rund eineinhalb Stunden weiter. In der Zwischenzeit versammelten sich im hermetisch abgeriegelten Hofburg die Burschenschafter zum Schiller-Kommers.

"Kein Fußbreit dem Faschismus"

Als es dort kurz zum Blickkontakt zwischen den Linken und den Burschenschaftern kam, heizte sich die Stimmung auf. Einige der Demonstranten kletterten auf den Zaun der Hofburg und riefen antifaschistische Parolen, wie etwa "Kein Fußbreit dem Faschismus". Vereinzelt waren einige Korporierte bis zum Gitter gegangen und sahen den Demonstrierenden auf der anderen Seite zu. Es kam zu keinen gröberen Auseinandersetzungen. Zum Abschied winkten einige Burschenschafter den Demonstranten mit ihren Couleurs zu. Gegen 20.00 Uhr sollte der Kommers dann in der Hofburg beginnen.

Großaufgebot der Polizei Um Zusammenstöße zu vermeiden, ist die Polizei mit einem Großaufgebot von 500 bis 600 Mann angetreten. Um Veranstaltungen von studentischen Verbindungen hat es immer wieder Wirbel gegeben. So war es 1996 bei einem Festkommers zu Ausschreitungen mit sechs Verletzten gekommen.

Strache verteidigt Kampl

Die Republik Österreich habe nach dem Zweiten Weltkrieg erst mit dem Staatsvertrag ihre Freiheit und Souveränität errungen. Diese unter Burschenschaftern gängige Ansicht hat FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache beim Schiller-Kommers am Samstagabend in der Wiener Hofburg bekräftigt. Viele hätten die Ereignisse 1945 als Zusammenbruch empfunden, sagte Strache. Er stelle jedoch nicht in Frage, dass das Ende der NS-Diktatur für viele persönliche Befreiung gewesen sei. "Ich sage das nicht, um zu provozieren, sondern um die historische Wahrheit" kundzutun, erklärte der FPÖ-Chef.

Strache betonte, dass es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs "gezielte Morde und Unfreiheit" gegeben habe. Weiter meinte der FPÖ-Obmann, das Ziel der Sowjetunion sei damals nicht die Befreiung gewesen. So habe in der Sowjetzone in Wien "Rechtlosigkeit und Willkür geherrscht". Zur Untermauerung dieser These bemühte Strache sogar die, wie er selber sagte, unbelastete Historikerin Erika Weinzierl, die sich in diesem Zusammenhang ähnlich geäußert haben soll.

Den in Ungnade gefallenen Bundesrat Siegfried Kampl nahm Strache einmal mehr in Schutz. Er sprach von "Denkverbot und Menschenjagd". "NS-Deserteure sind mit Sicherheit keine Helden gewesen", so habe Kampl seine Aussagen gemeint.

Kritisch äußerte sich Strache erneut zu den Vorgängen rund um die EU-Verfassung. Die Politiker hätten sich über die Köpfe der Menschen hinweggesetzt und würden versuchen, die EU-Verfassung durchzupeitschen. Er forderte erneut eine österreichische Volksabstimmung über das Gesetzeswerk. Es könne nicht sein, dass Tschechen und Polen über die Verfassung Österreichs zu bestimmen hätten. Zugleich bedankte sich Strache bei den Franzosen, dass sie das Vertragswerk abgelehnt haben. Er sieht in der Ablehnung der Franzosen und der Niederländer einen "Aufschrei der Souveränität". Seine Vorstellung von einem vereinten Europa sei ein "Europa der Vaterländer".

Der FPÖ-Chef bediente in seiner Rede das "national-liberale" Gedankengut der Burschenschafter. Er forderte einen Widerstand gegen die "Überfremdung". Man wolle "unsere Identität, Kultur und Heimat bewahren". Europa könne nur als Bündnis von Vaterländern funktionieren, meinte Strache.

Zum Schiller-Kommers im Großen Festsaal des Kongresszentrums in der Wiener Hofburg gekommen waren u.a. Volksanwalt Ewald Stadler, der Wiener Landtagsklubchef Hilmar Kabas sowie Ex-Sozialminister Herbert Haupt (alle FPÖ). Angekündigt war zu später Stunde noch eine Rede des Wiener LAbg. Harald Stefan, gegen Mitternacht sollte das studentische Fest zu Ende gehen. (APA)