Eine streng nach Wörterbuch übersetzte Betriebsanleitung, mit der sich einst Daniel Glattauer humorig auseinandersetzte, enthielt die Anweisung: "Schalten Sie die Macht an!" Dieser Ratschlag ist in anderen Zusammenhängen gar nicht so unpassend. Denn: "Der Umgang mit Macht kann gelernt werden", sagt und beweist Wirtschaftscoach und Psychotherapeutin Christine Bauer-Jelinek.

"Machtkompetenz zählt heute neben Sozialkompetenz zu den wichtigsten Voraussetzungen für beruflichen Erfolg, aber auch für privates Lebensglück", meint Bauer-Jelinek, die sich seit rund zehn Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt und auch Bücher dazu veröffentlicht hat. Ziel von Training, Beratung und Coaching: Der kultivierte Umgang mit der Macht. Was darf frau sich darunter vorstellen? "Macht braucht Wille und Widerstand", bringt Bauer-Jelinek ihre Definition auf eine Kurzformel. Es geht also um die Durchsetzung von Interessen.

Spielregeln

Voraussetzung für Machtkompetenz ist, – nach Bauer-Jelinek – dass die Spielregeln und Instrumente der Macht gekannt und diese auch "elegant" eingesetzt werden können. Sie nennt das "Macht-Eskalations-Kontroll-, kurz M.E.K.-Strategie". Wer diese Strategie anwenden kann, setzt das richtig gewählte Machtinstrument angemessen ein, kennt die friedlichen und die kämpferischen Formen der Macht und den geordneten Rückzug.

Üblicherweise fallen uns bei „Quellen der Macht“ in erster Linie physische Kraft, Mehrheit und Funktion ein. Doch Bauer-Jelinek ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch Gefühle, Kontakte, Wissen und Überzeugungen massiv zur Durchsetzung von Interessen eingesetzt werden. Konsequent weitergedacht sind Schweigen oder stumm leiden ebenso Machtinstrumente wie Konfrontation und Provokation oder gar Manipulation und Täuschung.

Erkenntnis, Technik und Übung

Drei Dinge nennt Christine Bauer-Jelenik, um die es beim Erlernen des Umgangs mit Macht geht: Erkenntnis, Technik und Übung. Erkenntnis meint die Fähigkeit einer möglichst emotionslosen Analyse der fremden und der eigenen Ziele, der möglichen Widerstände sowie der Legitimationen, die frau selbst sowie der Gegner/ die Gegnerin haben. Technik bedeutet in erster Linie strategisch planen sowie gezielt Machtinstrumente einsetzen lernen. Und Übung braucht es vor allem für den kontrollierten Machtkampf: Es gilt dabei, die verschiedenen Stufen der Eskalation zu steuern und nie so viel verbrannte Erde zu erzeugen, dass kein Weg mehr zurück an den Verhandlungstisch führt.

Das künftige Institut wird drei große Bereich zum Thema Macht-Kompetenz haben: Ausbildung, Forschung und Beratung. Christine Bauer-Jelinek selbst wird Geschäftsführerin und fühlt sich für den Bildungsbereich zuständig – von der TrainerInnen-Ausbildung bis zum geplanten Diplom-Lehrgang, der im Herbst 2006 starten soll. Angebote wird es nicht nur für den Umgang mit Macht sondern auch für all die Insignien der Macht geben – von Dresscodes bis Bürodesign, von Verhaltenskodizes bis Kommunikationsregeln.

Frauenmacht

Zielgruppen für ihr neues Institut kennt Bauer-Jelinek genug, denn um Macht und Ohnmacht geht es nicht nur in Konzernen oder in Parteien und Verbänden. Da gehören Vereine oder Bürgerinitiativen ebenso dazu wie Familien, Schulen, Alters- und Pflegeheime oder Spitäler. Und quer zu allen Bereichen natürlich auch die Gender-Frage. Männermacht, Frauenmacht ist übrigens Thema des nächsten Buches von Bauer-Jelinek. Also, viel zu tun. Noch werden InteressentInnen für TrainerInnen, für den Forschungsbereich etc. gesucht. Los gehen soll es mit der ersten Ausbildung im August, erste Workshops werden ab November 2005 angeboten. Die Kosten werden sich in etwa bei 500 Euro pro Seminartag bewegen.