Peter Fattinger und Veronika Orso vor ihrem Kunstwerk

Foto: Rottenberg

Ganz oben fehlt etwas. Eine Fahne. Denn auf so ein Dingsbums gehört ein Abschluss. Selbstbewusst, lebendig und fröhlich. Und einladend. Aber irgendwie, erklärt Peter Fattinger, habe man das vergessen. Bloß: Bei einem Dingsbums, das nur aus Details besteht, könne das passieren. Aber gestört, springt Veronika Orso Fattinger bei, habe das bisher noch niemanden. Weil die Leute viel zu beschäftigt sind, das Dingsbums zu betrachten. Zu erfassen. Zu benutzen. Zu interpretieren. Oder was auch immer man damit tun kann.

Das Dingsbums heißt "add on". Es steht - noch einen Monat - am Wallensteinplatz. Es ist 20 Meter hoch. Soweit, sagen Fattinger, Orso und Michael Rieper (die aus dem Architekturumfeld der TU-Wien stammenden Erfinder), sei die Sache simpel.

Aber nur so weit. Denn in das Gerüst sind Module eingesetzt. Ein Wohnwagen. Eine DJ-Kanzel. Eine Kantine. Ein Whirlpool. Ein Garten. Unter anderem.

Bei freiem Eintritt benutzbar - und angenommen: In der Früh kommen die Pensionisten. Zu Mittag die Kinder. Am Abend Wiens junge Szene. Und rund um die Uhr lehnen Anrainer auf Fensterbrettern.

Nur mit "Zurückgaffern" tun sich manche schwer: Auf dem Turm steht ein Fernrohr - aber dorthin, wo meist wer mit dem Fernglas sitzt, lässt sich das nicht mehr schwenken.

Nur: Daran, dass die - von der Stadt als "Kunst im öffentlichen Raum" mit 35.000 Euro geförderte - Belebung des Wallensteinplatzes funktioniert und jeden Tag Hundertschaften anzieht, betonen Fattinger und Co., könnten auch typisch wienerische "Matschkerer" nichts ändern.

In den nächsten Tagen könnte das Dingsbums eine Fahne bekommen. Und vielleicht, hofft Fattinger, verstehen die Fensterbrettbewohner die als Einladung, sich die Welt einmal aus einer anderen Perspektive anzusehen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 25/26.6.2005)