Ursprünglich stammt die "Tomatl" - so der aztekische Name der Paradeiser (solanum lycopersicum) - aus Peru und Mexiko; vor etwa 400 Jahren brachten sie die Conquistadores gemeinsam mit Mais und Kartoffeln nach Europa. Etwa 2500 Jahre alt sind die ältesten Funde von Tomatenkernen, die in der Nähe von Mexiko-Stadt entdeckt wurden.



Bis die Tomate ihren heutigen Stellenwert als meistkonsumiertes Gemüse der Welt erreicht hatte (in Österreich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 16,5 Kilo pro Jahr), musste sie einige Hürden nehmen. Zwar wurde sie in Europa anfänglich unter dem Namen "poma amoris" (Liebesapfel bzw. "pomme d'amour" und "love apple") als Aphrodisiakum bekannt, gleichzeitig haftete ihr der Ruf an, bei zu übermäßigem Genuss giftig zu sein und einen "Liebeswahn" zu entfachen.



Heute weiß man, dass der ehemals berüchtigte Liebesapfel sehr gesund und kalorienarm ist. Tomaten enthalten eine Reihe wichtiger B-Vitamine wie Biotin und Folsäure, aber auch die Vitamine C, A und E. Weiters finden sich Lykopene, die gegen freie Radikale schützen und auch beim Abbau aggressiver Sauerstoffverbindungen wirksam sind, daher verringert der regelmäßige Genuss von Tomaten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arteriosklerose.



Heute ist die Tomate aus der italienischen, spanischen oder französischen Küche gar nicht mehr wegzudenken. Egal ob roh, eingemacht, gebraten oder püriert, die Verwendung von Paradeisern kennt fast keine Grenzen. Man kann sie auch - wie für diesen Test - ganz simpel trocknen lassen, um sie dann mit Petersilie, Peperoncini oder Kapern in Öl einzulegen.



In Süditalien und auf den griechischen Inseln findet der Trockenvorgang dekorativ auf den Hausdächern in der Sonne statt; bei uns muss der Backofen zum Trocknen herhalten. Oder man greift zu fertigen Früchten im Glasl. (Den Qualitätsunterschieden zwischen verschiedenen frischen Paradeisern wird sich ein eigener STANDARD-Test im August widmen.)


Die Kriterien

Pomodori secchi sollten auf der Zunge zergehen und auch optisch was hermachen. Nicht nur auf der Antipastiplatte, auch weiterverarbeitet in warmen Speisen sollten sie begeistern. Die in diesem Test zentralen Fragen waren Optik, Konsistenz und auch, ob die Tomaten mit den jeweils verwendeten Kräutern und Gewürzen harmonierten. Weiters wurden unsere Testerinnen gefragt, ob beim Genuss der Pomodori secchi die Erinnerung an den letzten Mittelmeerurlaub auferstehen konnte.


Die Ergebnisse

Le conserve della Nonna, 340 g um 2,79 €
bei Gourmet Spar

Aus Modena kommen die schmal geschnittenen, getrockneten Paradeiser, die zur Freude einer Testerin "endlich mundgerecht geschnitten" angeboten werden. Mit einer üppigen Gewürzkombination aus Kapern, Peperoncino und unterschiedlichsten Kräutern begeistert die leuchtend rote Testkandidatin unsere Jury. So sehr der Geschmack begeistert, so sehr scheiden sich bei der Konsistenz die Geister: "zu wenig Fruchtfleisch" bedauern die einen, "ideal knusprig und weich zugleich" jubeln die anderen. Kaufen würden sie alle. Note: 9,1 Novella Pomodori secchi, 280 g um 2,39 €
bei Gourmet Spar

Muschelförmig und von (etwas zu) rotbrauner Farbe präsentieren sich die Tomaten der Marke Novella. Zur Freude des Testerteams sind sie außen knackig und innen angenehm weich. Auch beim Geschmack trifft diese Kandidatin den Geschmack unserer Jury: "Angenehm würzig" und "tomatig rund" wird hier vor allem notiert. An würziges Tomatenpesto erinnern diese pomodori secchi eine unserer Testerinnen, und tatsächlich eignen sie sich für die Weiterverarbeitung ebenso ideal wie zur Erinnerungen an den letzten Sizilienurlaub. Note: 9,1

Eingelegte Tomaten, 100 g um 1,80 € bei
La Grèce, Griechische Delikatessen, 1080 Wien

Die dunkelrotbraune Farbe der Testtomaten gefiel nicht allen Jury-Mitgliedern, umso begeisterter waren sie bei der Konsistenz, die sich als "ideal bissfest und dennoch nicht zu hart" herausstellte. Wie es sich für griechische Tomaten gehört, werden sie bei La Grece mit Lorbeerblättern gewürzt angeboten. Die üppige Gewürzkombination wirkt auf schwächere Geschmacksnerven durchaus zu üppig, behauptet sich aber auch bei den kritischen Geistern der Jury in der Kategorie Weiterverarbeitung als äußerst delikat. Note: 8,9 Selbst gemachte getrocknete Paradeiser:
1/2 kg Eiertomaten, frische Kräuter, Olivenöl

Die halbierten Tomaten werden mit der Schnittfläche nach oben aufs Backblech gelegt. Mit Salz bestreuen und im Backofen bei 120° Grad acht Stunden trocknen lassen. Die abgekühlten Tomaten in sterile Gläser geben mit Kräutern und Olivenöl bedecken. Gut gekühlt aufbewahren. - Wenig begeistert fielen die Reaktionen auf unsere selbst getrockneten Tomaten aus. Optisch konnten sie zwar mit ihrer besonders kräftigen Röte beeindrucken, aber sie "schmecken nicht nach Sonne" und "nicht würzig genug". Ein Haus(dach) auf Sizilien muss her! Note: 4,2

Casa Deliziosa Getrocknete Tomaten,
275 g um 2,79 € bei Adeg

Genauso sollten getrocknete Tomaten aussehen, meinen unsere Testerinnen: nicht zu klein und nicht zu voluminös, sondern von appetitlicher Größe. Auch bei der Farbe stimmt es hier, ein sattes Dunkelrot ohne jeden Braunton hat uns positiv überrascht. Die Konsistenz von angenehmer Weiche, ohne lasch zu wirken, punktet ebenfalls, doch leider - beim Geschmack schaut es dann etwas anders aus: Zusatzstoffe (E-Nummern!) übertünchen den erwarteten Tomatengeschmack. Dies hinterlässt die Jury nur kopfschüttelnd mit Kommentaren wie "sauer, ohne würzig zu sein". Note: 3,4 Saclà Pomodori Secchi, 190 g um 2,29 € bei Billa
Klassisch rote Tomatenstücke stellen sich hier dem Test, und es gelingt ihnen, in der Kategorie Optik durchwegs zu punkten. Gleichzeitig muss das Testprodukt aber bei allen anderen Kriterien passen: "In der Konsistenz zu weich und dabei auch zu zäh", befindet die Jury einhellig. Auch im Geschmack lässt das Produkt leider zu wünschen übrig, hier werden Gewürze und der klassische Tomatengeschmack vermisst. Wie eine Testerin vermerkt, wären diese Tomaten "geschmacklich gerade recht für all jene, die auf zu stark gewürztes Essen verzichten müssen". Note: 3,1

Herzlichen Dank an die Jury Vanessa Bell,
Manuela Hofer und A. Lewis
(DER STANDARD, Printausgabe vom 2./3.7.2005)