Düsseldorf/Berlin - Die rund 250 Jahre lang verschollene Oper "Motezuma" des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi (1678-1741) wird vorläufig nicht auf die Bühne kommen. Die 12. Zivilkammer des Düsseldorfer Landgerichtes hat eine in Deutschland und Italien geplante Inszenierung des 1733 erstaufgeführten Werkes am Montag per einstweiliger Verfügung untersagt.

Das Düsseldorfer Kulturfest "Altstadtherbst" hatte zusammen mit der toskanischen Stadt Barga in den nächsten Wochen mehrere Aufführung von "Motezuma" vorgesehen. Dagegen hatte die Berliner Sing-Akademie geklagt, die sich als Besitzerin der Urheberrechte an dem Vivaldi-Fund sieht.

Inhaberin der Rechte, da sie Werk erstmals öffentlich gemacht habe

Nach dem Urteil des Gerichtes ist die Sing-Akademie deswegen Inhaberin der Rechte, da sie das historische und nie erschienene Werk nach Erlöschen des Urheberrechtes durch eine Verbreitung im Internet erstmals öffentlich gemacht habe. Die Oper um den unglücklichen Aztekenkönig galt seit ihrer Erstaufführung 1733 in Venedig als verloren, bis sie vor einiger Zeit im Archiv der Sing-Akademie zu Berlin entdeckt worden war.

Uraufführung in renommiertem Opernhaus angestrebt

Die Sing-Akademie hatte zwar einer ersten konzertanten Aufführung im Juni in Rotterdam zugestimmt. Die Bitte des Dirigenten um weitere szenische Aufführungen hatten die Berliner jedoch abgelehnt. Die Uraufführung solle - der hohen Bedeutung des Werkes angemessen - nach dem Willen der Berliner Organisation in einem international renommierten Opernhaus vorbereitet werden.

Das Kulturfestival "Altstadtherbst" vertrat hingegen den Standpunkt, die in Berlin aufgetauchte Kopie der Partitur stamme mit großer Sicherheit aus einer "professionellen Kopistenwerkstatt" in Venedig und sei für heute nicht mehr dokumentierte spätere Aufführungen gedacht gewesen. Wegen dieser frühen Veröffentlichungen gebe es kein Urheberrecht der Sing-Akademie. Möglicherweise gingen die beiden Festivals in Düsseldorf und Barga in Berufung, erklärte der Anwalt des "Altstadtherbst", Andreas Auler, am Montag. (APA/dpa)