Wie immer in St. Margarethen ist die 7000 Quadratmeter große Naturbühne des Römersteinbruchs auch bei "Carmen" komplett voll gekrempelt: Eigenwillig proportionierte Häuschen, Türmchen, Kapellchen von Manfred Waba mühen sich, eine spanische Szenerie vorzugaukeln, die disneyhaft zu nennen wohl eine Rufschädigungsklage des Entertainmentkonzerns nach sich ziehen würde.
Massen an pittoresk gekleideter Choristenschaft und Statisterie beschlendern die ausladenden Naturtheaterlandschaften. Frauen fächeln mit Fächern und stemmen Hände in aufreizend ausgestellte Hüftpartien, Männer stolzieren nebenher. Es gibt Feuerspeier und Akrobaten (Akt 4), Männer, die sich über Felswände abseilen (Akt 3), Männer, die Toreroumhänge schwenken (Akt 2 und 4), und reichlich rassiges Reitgetier (Regie: Gianfranco de Bosio; Pferde: Esterházy Husaren). Und natürlich gibt es auch Musik. Am rechten Bühnenrand werkt in einem villenartig verkleideten Kabäuschen Prof. Ernst Märzendorfer: Mit ruckartigen Bewegungen (à la Joe Cocker) treibt der lebens- und kunsterfahrene Opernmann das kontrolliert musizierende Orchester des Nationaltheaters Brünn an.