Die Colonia Media habe für zwei Münsteraner "Tatort"-Krimis Geld für Schleichwerbung kassiert, teilte der WDR am Dienstag nach einer Sonderprüfung mit. Abgewickelt wurden die Zahlungen über eine Agentur, die zu 80 Prozent Döhmann, damals Colonia-Chef, gehöre. Der Colonia, einer Tochter der ebenfalls mit Schleichwerbungsvorwürfen konfrontierten Bavaria Film, sei dabei ein Schaden von 109.000 Euro entstanden. Was die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Dienstag zu einem hämischen Kommentar veranlasste: "Bei der Colonia Media ist, dem WDR zufolge, nicht nur schleichgeworben worden, sondern auch noch das Kunststück geglückt, damit Verluste zu erwirtschaften."
Summe nicht eindeutig erkennbar
In den beiden "Tatort"-Folgen aus dem Jahr 2002 haben nach Feststellung der Prüfer die Bausparkasse der Sparkassen (LBS) und der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) für die Platzierung von Produkten gezahlt. Die Summe sei nicht eindeutig erkennbar, sagte WDR-Sprecher Rüdiger Oppers. Für diese Art von Geschäften gebe es nicht immer Belege und Verträge. Bei zwei weiteren "Tatort"-Folgen soll ebenfalls Geld von Dritten geflossen sein, aber die Prüfer fanden keine Produktwerbungen.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurden die Geschäfte über die Firma "7-Tage-Film" abgewickelt, deren Hauptanteilseigner "jedenfalls bis Ende 2004" Döhmann gewesen sei. Für die Dienste der Agentur habe die Colonia 109.000 Euro mehr gezahlt, als sie für die Produktplatzierungen eingenommen habe, sagte Oppers. Für die Colonia Media wurde die Schleichwerbung damit zum Minus-Geschäft. Die Produktionsfirma ist eine hundertprozentige Tochter der Bavaria, deren Mehrheitsgesellschafter die öffentlich-rechtlichen Sender WDR, MDR, SWR und BR sind.