Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl:

"Sparen wird zur Achillesferse"

"Es ist tatsächlich so, dass in Österreich an manchen Stellen im Budget zu viel in den konsumptiven Bereich, etwa in die Verwaltung, geht und daher auf der anderen Seite, bei den Investitionen des Staates, zu sehr gespart wird. Das entwickelt sich zur Achillesferse Österreichs.

Wir haben in der Forschung zwar etwas getan, aber bei Weitem noch nicht genug. Wenn wir alte Strukturen mitschleppen, die immer teurer werden, und notwendige Sparmaßnahmen in sinnvollen Bereichen wie Verwaltung oder Gesundheitswesen nicht umsetzen, geht das irgendwann auf Kosten der Bildung und damit der Zukunft. Diese Sparpotenziale sind verschüttete Goldschätze, aber niemand greift zur Schaufel."

Agnes Husslein, Museumsdirektorin:

"Für Erhöhung, aus Eigennutz"

"Es ist eine Illusion zu glauben, dass plötzlich mehr Geld zur Verfügung steht: Es wird zwar immer mehr Geld erwirtschaftet, gleichzeitig entsteht aber überall ein erhöhter Bedarf, da unsere Anforderungen in allen Bereichen zunehmen. Grundsätzlich bin ich für eine Erhöhung des Bildungsbudgets aus prinzipiellen Gründen, aber auch aus Eigennutz, weil dies die einzige Chance für die Erste Welt ist, langfristig zu überleben. Voraussetzung ist, dass Unis und Schulen ihre verbeamteten und verkrusteten Strukturen aufbrechen, damit die zur Verfügung gestellten Mittel effizienter eingesetzt werden können. Dann ist der richtige Zeitpunkt, um das Bildungsbudget auch in Österreich auf EU-Niveau anzuheben."

Werner Baudrexel, Generaldirektor Nestlé:

"Schlichtweg nicht nachvollziehbar"

"Für Nestlé hat die Förderung junger Menschen größte Bedeutung. Es ist Teil unserer Unternehmensphilosophie und gesellschaftlichen Verantwortung. Dem werden wir auch mit unserem Sponsoring-Engagement bei den Festspielen gerecht: Neben unserer finanziellen Leistung von 600.000 Euro als Hauptsponsor finanzieren wir auch das Jugendabonnement mit 55.000 Euro. Ein eigener Nestlé-Universitätspreis soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung vertiefen. Unser Engagement, wie Herr Menasse es gestern getan hat, nicht positiv darzustellen und zu argumentieren, dass dieses die Freiheit und Kreativität der Kunst verhindere, ist schlichtweg falsch und intellektuell nicht nachvollziehbar."

Franz Rappold, Vorstand bei Mayr-Melnhof:

"Interessant, aber nicht angebracht"

"Ich finde es mutig, im Gegenzug zu all den ,Festreden' in der allgemeinen Salzburger Festspielfreude auch kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Eines dürfen wir aber nicht vergessen: Ein nicht unerheblicher Teil des Festspielspiel-Budgets wird durch großzügige Zuwendungen österreichischer und internationaler Unternehmen aufgebracht. Das ist die freie Entscheidung der Unternehmen - und das soll auch so bleiben! Der Zusammenhang der "Umwegausgaben" von 170 Millionen Euro, die sich offensichtlich zufällig mit dem kolportierten Defizit der Unis decken, ist zwar interessant, aber der Vergleich und die von Herrn Menasse erhobenen Vorwürfe sind meiner Meinung nach nicht angebracht."

Werner Beutelmeyer, Chef des market-Instituts:

"Marke Salzburg produziert Geld"

"Robert Menasses Vergleich ist ein Vergleich zufällig gleicher Summen und hinkt schwer. Was man eigentlich vergleichen müsste, ist jene Kraft, die Geld zu generieren imstande ist. Die Marke ,Salzburger Festspiele' ist eben ein starkes Konzept, eine starke Marke - sie schafft es, Geld anzuziehen und sozusagen neues Geld zu produzieren. Von der Marke ,Österreichische Universitäten' kann man das nicht unbedingt behaupten, die ist nicht attraktiv genug. Das jetzt darauf zu verkürzen: ,Hätten wir mehr Geld, dann wäre alles paletti' macht doch keinen Sinn. Gerade wenn das Geld knapp wird, verändern sich - hoffen wir: verbessern sich - die Strukturen: weg von einer Beamten- und hin zu einer Forscheruniversität."

Johannes Strohmayer, Chef der Staatsdruckerei:

"Zynische Zahlenmagie"

"Menasses Zahlenmagie der 170 ist mehr als zynisch. Er will einem Hungernden entweder 170 Äpfel geben oder 170 Birnen wegnehmen. Zynisch ist in jedem Falle, Bildung gegen Kultur auszuspielen. Und außerdem - in beiden Fällen immer nur nach dem Nachtwächterstaat zu brüllen ist zu wenig. Konstruktiver ist es, im Bereich der Universitäten verschiedene Eigeninitiativen zu entwickeln. Grundsätzlich nur - besonders im Bereich der medizinischen Universitäten - alles wegsparen zu wollen ist sicherlich falsch. Deswegen muss in einer Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft das notwendige zusätzliche Geld für die österreichischen Universitäten bereitgestellt werden."
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 7. 2005)