Wien - Der offene Hochschulzugang hat nicht zu einer besseren "Zugänglichkeit" des Universitätssystems in Österreich geführt. Zu diesem Ergebnis kommt ein "Global Higher Education Ranking" des Educational Policy Institute in Washington, das Österreich unter 13 Staaten in dieser Kategorie an der letzten Stelle führt. Das "zugänglichste" Uni-System haben demnach die Niederlande vor Finnland, Großbritannien und den USA, gefolgt von Kanada, Australien, Irland, Frankreich, Schweden, Italien, Deutschland und Belgien.

"Gerechtigkeits-Index"

Für das Ranking wurden vier Faktoren zusammengeführt: Die Beteiligungsrate misst, wie viel Prozent der Bevölkerung eines bestimmten Alters an Hochschulen studieren, die Abschlussquote und wie viele Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen Studienabschluss haben. Als weiteres Beurteilungskriterium wurden eine Art sozio-ökonomischer "Gerechtigkeits-Index" ("educational equity index") herangezogen, mit dem die soziale Herkunft der Studenten (vor allem der Beruf der Eltern) analysiert wurde, sowie ein Geschlechter-Gerechtigkeits-Index ("gender parity index").

Österreich an letzer Stelle

Dabei zeigte sich, dass Österreich bei der Abschlussrate abgeschlagen an letzter Stelle und bei der Beteiligungsrate im hinteren Mittelfeld der 13 Staaten landete (geteilter neunter Platz). Nur den vorletzten Platz gab es im sozio-ökonomischen "Gerechtigkeits-Index": Nur in Belgien stammen die Studenten noch häufiger aus höheren sozialen Schichten als in Österreich. Einzig bei der Geschlechter-Gleichheit landet Österreich im Vorderfeld (Rang vier), was aber insgesamt trotzdem zum letzten Gesamtplatz führte.

"Zugänglichkeit" mehr als freier Zugang

Für den Hochschulforscher Hans Pechar von der Interuniversitären Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), der die Studie in Österreich betreute, zeigt sich durch die Untersuchung vor allem, dass für die "Zugänglichkeit" eines Hochschulsystems nicht nur formale Kriterien wie eben der freie Hochschulzugang herangezogen werden könnten. Vielmehr müsse eben auch auf den Output geachtet werden, also etwa die Abschlussraten oder die soziale Zusammensetzung der Studenten, wo Österreich besonders schlecht liegt.

"kein Juwel"

Daher läuft für Pechar auch die Diskussion der vergangenen Wochen in die falsche Richtung. Fast alle Akteure der heimischen Hochschulpolitik "tun so, als hätten wir ein Supersystem, ein Juwel gehabt, das uns der böse EuGH zerstört hat. Das ist nicht dieses Juwel, das war ein schlechtes System." Die Unis hätten keine Verantwortung für den Erfolg ihrer Studenten übernehmen, die Politik keine Verpflichtung abgeben müssen. "Jeder hat mit dem Finger auf die anderen gezeigt: Die Regierung auf die Universitäten, die Rektoren auf zum Teil 'studierunfähige Maturanten' und die Studentenvertreter wieder auf die Politik." Andererseits seien die nun von der Regierung durchgeführten "Hüftschüsse" auch nur "suboptimal".

Studienplatzfinanziertes System

Pechar plädiert für ein studienplatzfinanziertes System wie etwa in Finnland. Dort stünden für verschiedene Segmente bestimmte Kontingente an staatlich finanzierten Studienplätzen bereit, die zwischen Uni und Regierung ausverhandelt seien. Dieses System "ist ja kein Mirakel, wir machen es genauso bei den Fachhochschulen - mit Erfolg", meinte Pechar.

Vorteil dabei sei, dass es zwischen Regierung und Hochschule zu einer Art Vertrag komme. Damit könne dann die Politik "nicht mehr so herumwursteln", so Pechar. Wenn man sich etwa die Hochschul-Budgets der vergangenen Jahre ansehe, seien diese kaum vergleichbar und intransparent. Zwar könne man auch in einem studienplatzfinanzierten System tricksen, "aber es ist nicht so leicht". (APA)