Sowie Sprache, in der eine Wirklichkeit konstruiert wird, in der Frauen nicht vorkommen, diskriminierend ist und Verachtung, Geringschätzung, Ignoranz bedeutet, sind ebenso Gespräche zwischen Frauen und Männern nach der Analyse von Senta Trömel-Plötz häufig von einem Ungleichgewicht geprägt. Denn gesellschaftliche Strukturen und sprachliche Strukturen sind eng verwoben. Und Frauen werden, so Trömel-Plötz, täglich in unzähligen gemischtgeschlechtlichen Gesprächen unterdrückt.
"Männer sind gewohnt zu dominieren, sie tun es vor allem in Gesprächen, sie geben den Ton an, sobald sie in ein Gespräch eintreten, sie erklären sich für fast jedes Thema zuständig, sie erwarten und bekommen Aufmerksamkeit und Unterstützung von ihren Gesprächspartnerinnen, sie erwarten und bekommen Raum, ihre Themen und sich selbst darzustellen, ihr Gesprächserfolg wird von den Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmern produziert", schreibt Trömel-Plötz.
Dagegen seien Frauen trainiert, gefallen zu wollen, das heißt "sie werden Männer dominieren lassen und werden alles tun, sie nicht zu bedrohen: nicht den Ton angeben, nicht auf eigenen Themen und Meinungen bestehen, Gegenpositionen gefällig verpacken, nicht die Unterstützung verweigern, nicht mehr Raum einnehmen als Männer, sie gewinnen lassen, auf eigenen Erfolg und Befriedigung im Gespräch verzichten".
Während Männer in Gesprächen, so Trömel-Plötz, ihren Status und ihre Autorität zu etablieren suchen, indem sie bewerten, kritisieren, belohnen, strafen, herausfordern, angreifen und Vorwürfe machen, würden sich Frauen eher entschuldigen, sich und andere verteidigen, bitten, rechtfertigen, anschließen, zustimmen, ihre Kompetenzen und Zuständigkeiten einschränken, Hilfestellung geben, Ehrenrettungen durchführen, auf andere eingehen, Verständnis zeigen etc...