So vielfältig Franz Grillparzer aus Chroniken geschöpft hat, um das wechselvolle Leben des historischen Böhmenkönigs Ottokar nachzuzeichnen - die Ereignisse des 13. Jahrhunderts geben lediglich die Folie ab, auf der Grillparzer das kometengleiche Erscheinen Napoleon Bonapartes auf der europäischen Bühne mit der überzeitlichen Reichsidee, verkörpert durch die Habsburger, staatsnotariell abgeglichen hat. Es scheint aber, als ob der so oft übel beleumundete Poet Grillparzer dem Staatsrechtler in die Parade fährt.

Rudolf von Habsburg bleibt in dem Königsdrama blass: Seine andauernden Gottesappelle kontrastieren mit einem Ombudsmannsgehabe, das die schutzflehenden Österreicher mit den Brosamen einer unzureichenden Versorgungspolitik abspeist. Der Name seines Geschlechts aber soll "glänzen bei den Sternen".

Grillparzer litt persönlich unter einem defensiven Absolutismus, der mit seinem Zweitklassiker via Zensur verkehrte. Der Beamte war Monarchist - aber deshalb, weil er Napoleons Vitalismus als Ermächtigung zum Nationalismus empfand. Und was aus diesem resultiert, war bekannt: "Bestialität". (poh/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 8. 2005)