Für "Jeux de Couleurs" hat der auf eine Nahsicht der "Traviata" verzichtet.


Salzburg - Traviata-Blessuren trägt dieser Tage sogar der etablierte Kunsthandel davon. So geschehen bei Salis & Vertes im Rahmen der derzeitigen Festspielausstellung Jeux de Couleurs. Der zugehörige Katalog wurde an die Stammklientel verschickt, und schnell vermeldete ein Kunde aus Deutschland Interesse an einem Bild. Die Bedingung: zwei Karten für die La Traviata. Thomas Salis machte dem Interessenten die Aussichtslosigkeit seines Wunsches in Telefonaten klar und schenkte ihm dann doch am Tag vor der Premiere seine Karten. "Fünfte Reihe", betont der Kunsthändler, "sein Angebot für das Bild lag aber unter der Hälfte des Verkaufspreises."

Damit war klar: Ernsthaftes Interesse an dem Kunstwerk hatte es nie gegeben, nur an den Premierenkarten. Derlei Spielchen repräsentieren die Kehrseite der Festspiel-Medaille. 60 Arbeiten hat Salis in nur drei Monaten zusammengetragen, "Die Auswahl ist nicht programmatisch, sondern an den Möglichkeiten orientiert" - von Jean-Baptiste-Camille Corot bis Gerhard Richter, in Preisklassen von 18.000 bis 880.000 Euro.

Hier zählen allerdings weniger der Mode- und damit Publikumsgeschmack als die internationalen Ressourcen. Je ein Viertel des Angebotes akquirierte Salis aus den USA, der Schweiz und Frankreich sowie in Deutschland, England und Italien. Die sechs Arbeiten von Max Ernst stammen aus einer Schweizer Privatsammlung", drei davon, in Preisklassen von 150.000 bis 500.000 Euro, konnten an Kunden in Liechtenstein und Deutschland weiterreicht werden. Noch zu haben sind vier wunderbare Aquarelle von Emil Nolde, ein Gemälde von Gabriele Münter (Landschaft bei Murnau, 1955) und prächtige Arbeiten von Alexej von Jawlensky, darunter Abstrakter Kopf - Greco Erlebnis von 1931 für 880.000 Euro.

Die Nationalität der Klientel bei Salis? "Österreicher sind an einer Hand abzuzählen." An der Kaufkraft liegt es wohl nicht - aber so wie sich heimische Sammler an den Marktplätzen in London, Paris oder New York bedienen, tut dies das internationale Festspielpublikum dann eben launig in Salzburg. (kron/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.8.2005)