Bregenz - Am Ende der leichtmusikalischen Kriegshändel, nach einem langen enervierenden Bombardement sinnfreier, quietschbunter Knallerei und Kreischerei, saß man witzversehrt im Theater am Kornmarkt und blutete reichlich bange Fragen: Würde das jetzt in Zukunft immer so sein? Ein drolliges Dreierlei von Remmidemmi, Klamauk und Farbe als zuckersüßes Programm-Dessert im letzten Festspieldrittel? Und: Wird der Hausherr hier nur noch hausherrengleich inszenieren lassen - auch wenn beim Klonen seiner poppig-prallen Bilderwelten Witz und Originalität einen leisen Inszenierungstod sterben?

Wir erinnern uns: Im letzten August hatte Festspielkapitän David Pountney höchstpersönlich das vom ihm konzipierte neue Beiboot des großen Festspielkreuzers zu Wasser gelassen: die nette, kleine Unterhaltungsunternehmung Operette im Theater am Kornmarkt. Der Neo-Intendant präsentierte mit Kurt Weills unbekannter Operette Der Kuhhandel ein schillerndes, pralles, witziges Werk in schillernder, praller, witziger Szenerie: ein kluger Spaß.

Heuer sollte Johann Strauß' Der lustige Krieg für einen heiteren Festspielausklang sorgen. Doch schon die Werkauswahl machte mehr Sorgen- als Lachfalten: Die 1881 uraufgeführte Operette wirft eher ein Licht auf die Andrew-Lloyd-Webber-Seite des Dreiviertelmeisters. Melodie- und Harmoniekonfektion von der Stange geben dem seinerzeit enorm populären Werk eine verwechselbare musikalische Gestalt; das Libretto um enien Kleinkrieg der Mächte und Geschlechter ist so konfus gebaut wie beschränkt originell.

Auch Regisseur Michael Sturminger schien der Sache nicht so recht getraut zu haben, denn auf dem Bühnenschauplatz des Lustigen Kriegs ereignete sich immer: viel zu viel. Der Chor und das Ballett machten andauernd irgendetwas: meistens irgendetwas ziemlich Überdrehtes, teilweise auch erschreckend Blödes (Choreografie: Craig Revel Horwood), und das größtenteils in Kostümen, die in Werbeclips für Colorwaschmittel allererste Dienste leisten könnten (Andreas Donhauser und Renate Martin).

So sah man viel, verstand wenig und lachte nie - erwies sich Sturminger in Sachen gut getimter Komik doch als Versager. Das schlecht gezeichnete Buffopärchen Balthasar (Jan Buchwald) und Else (Claudia Rohrbach), die spröde Kriegsherrin Artemisia (Michaela Selinger) oder das schablonenhafte Liebespärchen Violetta (Alexandra Reinprecht) und Umberto (Stephan Rügamer) ließen wenig Stimmung aufkommen; einzig Carsten Süß (als Marchese Sebastiani) brachte Witz und darstellerisches Profil in die Produktion, die musikalisch kaum welches hatte: Dietfried Bernet ließ das Symphonieorchester Vorarlberg ordentlich rumpeln und krachen; zum lustigen Tänzeln brachte er es nie. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.8.2005)