Graz - Gegen die Einführung eines dreijährigen (sechssemestrigen) Bakkalaureat-Studiums für Jus-Studenten in Österreich setzen sich die Vorsitzenden der Studienplan-Kommissionen der österreichischen Rechtsfakultäten zur Wehr. In ihrer jüngst in Graz verabschiedeten, an Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) gerichteten Resolution sprechen sie sich, sowie Vertreter der Richtervereinigung, Notariats-, Anwalts- und Arbeiterkammer für ein vierjähriges Bakkalaureatstudium mit einem auf ein Jahr verkürztes Magisterstudium aus.

"Geht bei uns Juristen nicht"

"Was für andere Studienrichtungen funktionieren mag, geht bei uns Juristen nicht", so Markus Steppan, Vorsitzender der Curricula-Kommission der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz. Er hat seine österreichischen Kollegen sowie Vertreter des juridischen Bereiches zu einer Tagung nach Graz geladen, die zur aktuellen Resolution geführt hat. Absolventen eines dreijährigen Bakkalaureats-Studiums wären "Juristen, für die kein nachweisbarer Bedarf besteht", so Steppan. Möglicherweise könnten sie als Sachbearbeiter bei Versicherungen oder Anwaltskanzleien unterkommen, meint der Grazer Jurist.

Die Unterzeichner der Grazer Resolution bekennen sich zum Bologna-Modell und dem damit einhergehenden Bakk.-Studium. Wenn auch nicht im bisher diskutiertem Zeitumfang: "Wir ersuchen die Ministerin um ein Abgehen von der derzeit starren Regelung eines dreijährigen Bakk.- und zweijährigen Magisterstudiums", so Steppan. Als Alternative zu der in Paragraf 54 Abs 3 des Universitätsgesetzes 2002 Regelung wünscht man sich "wahlweise, wo dies ausbildungstechnisch sinnvoll erscheint" ein Studienmodell mit vier Jahren für das Bakkalaureat und einem Jahr zum Magister.

Unterzeichner: Kein Bedarf an dreijährig ausgebildeten Juristen

Nach Ansicht der Unterzeichner bestünde zum einen kein nachweisbarer Bedarf an dreijährig ausgebildeten Juristen, zum anderen sei diesen Absolventen der Zugang zu den klassischen juristischen Berufen verwehrt. Zudem verlängere sich dadurch für die Mehrzahl der Studierenden die derzeitige Studiendauer (acht Semester) um ein Jahr. Dies bedinge nicht nur höhere Kosten für die Studierenden, sondern auch für die Uni.

Am runden Tisch mit allen betroffenen Fakultäten wolle man ein neues Curriculum für eine solide Basisausbildung im Form eines Bakkalaureates zu entwickeln: "Es hat keinen Sinn fünf oder sechs verschiedene Bakk.-Studien anzubieten", so Steppan. Darauf würde dann das einjährige Magisterium zur Spezialisierung in unterschiedlichen Zweigen aufsetzen. Im Herbst 2008 könnte ein solches Modell umgesetzt werden, zeigte sich Steppan zuversichtlich. (APA)