Roswitha Szyszkowitz und Helmut Berger

Foto: Unger
Prinzipal Adi Hirschals wegen allzu großzügiger Subventionen ins Kreuzfeuer geratene Wanderbühne Wiener Lustspielhaus macht dort weiter, wo sie letztjährig mit dem "Wiener Sommernachtstraum" begonnen hat. Wieder spielt es eine auf hiesige Verhältnisse umgelegte Shakespeare-Bearbeitung von Susanne Wolf , wieder hat diese sich auf die Fahnen geschrieben, Theatertradition quasi volksbildnerisch, vor allem aber -nah aufzubereiten, und wieder ist das solcherart entstandene Bühnenergebnis noch billiger als der weniger als eine Kinokarte kostende Eintritt. All das freilich nur im Dienste des Publikums: "Was ihr wollt's". Shakespeares Orsino ist in der Wiener Fassung, die sich zeitlich und sprachlich nicht zwischen 17. und 20. Jahrhundert entscheiden kann, ein Schuster, ein liebeskranker "Schlapfen-Romeo", die noch sieben Jahre nach dem Tod ihres Bruders Trauer tragende Olivia eine Winzerin. Wo im Original die Verkleidungen des für Liebeswirren sorgenden jungen Zwillingspaares Viola und Sebastian ein Spiel mit subtilen Täuschungen und Verkennungen in Gang bringen, das Erkenntnisse über Sein und Schein zutage fördert, legt Hirschal "Was ihr wollt's" als eine dauerbeschwipste Mischung aus "Charleys Tante" und Löwingerbühne an. Und jetzt: Ein Lied! Dem Ensemble um Helmut Berger und Kurt Sobotka ist kaum ein Vorwurf zu machen - außer dem, bei dieser Shakespeare-Kastration mitzumachen, oder nicht wenigstens ab und zu wegen des unsagbar peinlichen Texts zu erröten. ",Hohe' Literaturvorlagen kulinarisch kennen und lieben lernen", das will das Lustspielhaus vermitteln. Dieser Wiener Shakespeare aber ist weder Fisch noch Fleisch: Er verstümmelt seine Vorlage, ist andererseits weit entfernt davon, gelungenes Volkstheater zu sein. Der nächste Versuch: "Die lustigen Weiber von Grinzing"? (fast/DER STANDARD, Printausgabe, 23.08.2005)