Junge Frauen auf dem Weg vom Hotel Hilton zum Shopping. Wien verzeichnet einen Nächtigungsrekord bei Touristen aus arabischen Ländern.

Foto: Regine Hendrich
Grafik: DER STANDARD
Shopping in großem Stil, Spazierengehen im Park und Sightseeing – das sind die Hauptbeschäftigungen kaufkräftiger arabischer Touristen, die derzeit vermehrt auf Wiens Einkaufsstraßen und in den Fünfsterne-Hotels anzutreffen sind.

"Wir freuen uns, wenn es regnet!" erklärt ein Anwalt aus Saudi-Arabien, der im Hotel Hilton logiert. Er ist schon zum dritten Mal mit seiner Frau, seinen drei Kindern und einem Kindermädchen in Wien und genießt das – für saudische Verhältnisse mit Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius – sehr angenehme Klima in Österreich. Zuvor hat die Familie schon in Salzburg, Zell am See und am Mondsee Station gemacht. "Wir lieben die Natur, die Berge und die Seen. Auch die Menschen sind sehr freundlich hier," bestätigt seine Frau.

Neben ausgedehnten Einkaufstouren in der Innenstadt oder den großen Shopping-Centern im Umland, wie etwa bei Parndorf, stehen bei den meisten arabischen Touristen Sehenswürdigkeiten wie der Prater und Kaffeehausbesuche auf dem Programm. Der Wiener Stadtpark ist ebenfalls ein beliebter Treffpunkt für die Großfamilien, die oft gleich mehrere Zimmer und Suiten in den angrenzenden Nobelhotels reserviert haben.

Der Wiener Tourismusverband verzeichnete von Jänner bis Juli 2005 mit 48.000 Nächtigungen von Touristen aus den arabischen Ländern in Asien einen Zuwachs von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Juli gab es um 7.000 Nächtigungen mehr als im Jahr 2004.

Langer Aufenthalt

Grund dafür sei die Erhöhung der direkten Airline-Verbindung aus den Emiraten nach Wien. Auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von drei Nächten liegt über dem Gesamtschnitt von 2,4 Nächten. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2005 rund 1,7 Millionen Euro nur für Übernachtungen ausgegeben, was einem Zuwachs von 58 Prozent entspricht. "Während der Hochsaison von Mitte Juni bis Ende August ist rund ein Viertel der 650 Zimmer mit Gästen aus den arabischen Ländern belegt", schätzt ein Mitarbeiter des Hilton. Die Familien, die zwischen sechs und zwölf Mitglieder haben, würden zwischen einer und vier Wochen bleiben.

Eingekauft wird hauptsächlich in Geschäften auf der Kärntner Straße, dem Kohlmarkt und am Graben, gefolgt von der Mariahilfer Straße. Im Ranking ganz oben stehen Luxusgüter wie Designer-Kleidung, Schmuck und Uhren.

Besonders fasziniert zeigt sich ein aus Katar kommender Vater von fünf Kindern von der Verbindung städtischer Architektur mit den vielen Grünflächen. Der Aufenthalt in Wien bildet den Abschluss einer einmonatigen Reise von Paris über München und Salzburg. Die Traditionen werden aber auch hier gepflegt: Fotos sind nur von den Männern und Kindern erlaubt – nicht nur weil sich Frauen generell nicht ablichten lassen wollen, sondern auch aus Angst davor, mit Negativschlagzeilen in Verbindung gebracht zu werden. (Karin Krichmayr; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.8.2005)