"Schönes" von Jon Fosse entpuppte sich in Salzburgs Schauspielhaus als Pulverfass des Ungesagten unter der hauchdünnen Oberfläche unerträglich alltäglicher Leerlauf-Floskeln
Redaktion
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Manch traute Beziehungsidylle endet mit urplötzlichem Totschlag, weil die Nudelsuppe zu heiß oder zu kalt war. Und wie man seit einigen Jahren weiß, lebt der erfolgreichste Teil vor allem nordischer Bühnenkunst vom kargen Austupfen jener Augenblicke des Schweigens, die solche Gewaltausbrüche ankündigen. Jon Fosses zynisch unter dem Titel "Schönes" versammelte Szenen einer Frustehe auf Fjord-Sommerfrische entpuppte sich in Salzburgs Schauspielhaus als Pulverfass des Ungesagten unter der hauchdünnen Oberfläche unerträglich alltäglicher Leerlauf-Floskeln. Man foltert einander wie im echten Leben mit Banalitäten und genießt blitzartig sich entladende Aggressionen als Restspannungen längst entwichenen Lebens.
Für jedes Ensemble sind solche minimalistischen Partituren aus Pausen und sprachlichem Achselzucken eine Herausforderung, denn der Grat zwischen Abgründigkeit und Lächerlichkeit ist bei derlei asthmatischen Stoffen besonders schmal. Karin Koller hat ihr sperriges Sextett aus tödlich gelangweilten Paaren und Einzelgängern sensibilisiert für die Nuancen des Post-Post-Ibsen. Die Disziplinierungsübung war nicht fruchtlos. Man verließ die leere Spielschachtel wie beschwipst vom Nullgewicht dieses Tragödienabdruckes im Sprachgips. (gugg/DER STANDARD, Printausgabe, 27.09.2005)
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