Wieder einmal schwingt die Bundesregierung die Milliardenkeule. Über die Unis soll in den nächsten Jahren ein wahrer Geldregen niedergehen. Hoffentlich sind sie bis dahin nicht verdurstet. Am Dursten sind sie schon lange.

Auf den ersten Blick klingt eine Milliarde Euro mehr in drei Jahren nicht schlecht. Erhalten die Universitäten wenigstens in Zukunft, was ihnen in den letzten Jahren vorenthalten wurde? Gehören überfüllte Hörsäle, fehlende Laborausrüstungen und unbesetzte Professorenstellen der Vergangenheit an? Rechnen wir nach.

Statt einer Milliarde Euro erhalten die Unis nur etwas mehr als 500 Millionen Euros. Die zweiten 500 Millionen fließen in lange aufgeschobene und daher höchst notwendige Gebäudesanierungen. Diese halbe Milliarde kommt der österreichischen Bauwirtschaft zugute, nicht aber der Qualität von Forschung und Lehre.

Bleibt die zweite halbe Milliarde. Reicht sie aus, um an den Unis durchzustarten? Wie viel brauchen die Unis wirklich für einen Neubeginn? Am 19. Juli 2005 wussten es die Rektoren der 21 österreichischen Unis noch ganz genau: ". . . möchte die Österreichische Rektorenkonferenz darauf hinweisen, dass sorgfältig dokumentierte Erhebungen für die Jahre 2004 bis 2006 einen Mehrbedarf an Pflichtausgaben von jeweils mehr als 100 Millionen Euro jährlich ergeben haben."

Zu diesen 300 Millionen für Abgaben und Kostensteigerungen, die den Unis jetzt erst klar wurden, kommt eine noch höhere Mindestforderung für die Jahre danach. Für die Jahre 2007 bis 2009 verlangte die Rektorenkonferenz zusätzliche 170 Millionen Euro im Jahr: "Jetzt, wo die Substanz der Universitäten gefährdet ist, sieht es die ÖRK als Mindestforderung an, dass diese zusätzlichen Pflichtausgaben von 170 Millionen Euro jährlich . . . für die Globalbudgets 2007 bis 2009 berücksichtigt werden.

Zählen wir zusammen: Die Rektoren halten bis 2006 300 Millionen Euro für nötig und für 2006 bis 2009 weitere 510 Mio. Euro. Macht zusammen 810 Millionen, von denen die Regierung allerdings nur 525 bereitstellt. So gesehen, war es vorgestern wirklich ein kleines Wunder, dass die Rektoren ohne Murren und ohne jeden Vorbehalt sich mit zwei Drittel ihrer "Mindestforderung" von vor drei Monaten zufrieden geben.

Wie schon oft, so vergisst die Regierung auch diesmal darauf, dass viele Dinge ständig teurer werden, dass also ein Euro von 2007 im Jahr 2009 nur noch 95 Cent wert ist. Man geht daher bei Vergleichen über viele Jahre sinnvollerweise nicht von absoluten Beträgen aus, sondern vom Verhältnis des Uni-Budgets zur Leistungskraft der Volkswirtschaft, dargestellt im BIP. Legt man diese aussagekräftige Latte an, dann zeigt sich ein ernüchternder Befund. Im Jahr 2004 machte das Uni-Globalbudget noch 0,79 Prozent am BIP aus. 2006 sinkt es auf 0,73 Prozent ab, springt 2007 auf 0,78 Prozent, fällt dann aber bis 2009 wieder auf 0,74 Prozent zurück.

Halten wir fest: Die "Uni-Milliarde" ist eine Mogelpackung. Nur die Hälfte erreicht wirklich die Unis. Vergangene Hungerjahre werden nicht ausgeglichen. Und die nominelle Steigerung reicht in realer Kaufkraft gerade aus, die gegenwärtigen suboptimalen Verhältnisse zu prolongieren.

Wenn Österreichs Unis aber durchstarten wollen; wenn sie die Zugangsbeschränkungen aufheben sollen; wenn sie in den Massenfächern erträgliche Verhältnisse herstellen wollen - dann brauchen die Unis mehr.

Und sehr wahrscheinlich brauchen sie wirklich eine volle Milliarde, um Weltklasse zu werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2005)