Wels - 19.000 Quadratmeter umfasst der Anfang Oktober fertig gestellte Glas-Neubau der Fachhochschule Wels. Fehlen darf da natürlich nicht eine ordentliche Mensa, wo die rund 1000 Studenten abseits der geistigen Nahrung ihren Hunger stillen können. Die Mensa an der FH Wels unterscheidet sich aber grundlegend von anderen universitären Labe-Stellen.

Ungewohnte Erfolge

Täglich bereitet dort derzeit ein Team von 15 Langzeitarbeitslosen und vier Begleitkräften bis zu 400 Menüs zu. Verantwortlich für dieses sozialökonomische Projekt ist der Verein "Reno OÖ", ein Unternehmen des Vereins zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB). "Wir hatten natürlich gewisse Bedenken, ob uns solch ein Gastro-Großprojekt nicht überfordert. Beworben haben wir uns aber dennoch", erzählt Reno-Geschäftsführerin Ernestine Harrer im STANDARD-Gespräch nicht ohne Stolz. Zeit für weitere Überlegungen blieb dann nicht, denn der Zuschlag vonseiten der FH kam prompt.

Das Küchenpersonal wird ausschließlich vom Arbeitsmarktservice vermittelt. Am Herd stehen in der FH-Mensa seit Mai Juristen, Hilfsarbeiter, Angestellte, die pauschal als "schwer vermittelbar" eingestuft wurden. "Die Betroffenen haben oft seit Jahren in Verbindung mit Arbeit kein Erfolgserlebnis mehr gehabt. Jetzt blühen sie richtig auf, wenn sie plötzlich ein positives Feedback von den Studenten bekommen und sie sehen, dass es allen schmeckt", freut sich Harrer. Das Ziel der Arbeitslosen-Betreuung bleibe aber dennoch "so kurz wie möglich, so lange wie nötig". Dies ist auch der Grund, warum Flexibilität im Betreuungs-Team das A und O ist.

Koch-Laien

"Wir arbeiten mit einer sehr hohen Personal-Fluktuation. Zum Glück, denn es ist ja unser Ziel, unser Klientel wieder in der Arbeitsmarkt rückzuführen", erzählt Horst Rieder, der Projektleiter vor Ort. Kochen muss im Übrigen keiner können, bevor er in der Mensa den Kochlöffel schwingt. "Wir begleiten die Leute entsprechend sensibel und setzten sie je nach Fähigkeiten ein. Kommunikativere sitzen dann an der Kassa, eher Introvertierte bevorzugen lieber den Abwaschbereich", erläutert Rieder. Mensa-Stammgast ist auch FH-Standortleiter Thomas Eidenberger: "Die Speisen sind ausgezeichnet. Wie gut das Projekt läuft, sieht man auch daran, wie viel FH-Externe täglich Essen kommen".