Bei den Jugendlichen mit ausländischen Eltern gaben 48 Prozent an, lediglich Haupt-, Sonderschule oder Polytechnikum abgeschlossen zu haben.

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Ausländerkinder, auch der so genannten zweiten Generation, bleiben in puncto Schulausbildung klar benachteiligt. Das geht aus einer Studie von Hilde Weiss vom Institut für Soziologie der Universität Wien hervor. Weiss analysierte mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) die Situation von 1.000 in Österreich geborenen bzw. bis ins Alter von vier Jahren nach Österreich gekommenen Jugendlichen mit ausländischen Eltern.

Deutliche Unterschiede zeigten sich etwa bezüglich des höchsten erreichten Bildungsabschlusses. Bei den Jugendlichen mit ausländischen Eltern gaben 48 Prozent an, lediglich Haupt-, Sonderschule oder Polytechnikum abgeschlossen zu haben. Zum Vergleich: Bei Jugendlichen mit österreichischer Abstammung (Kontrollgruppe) sind es nur 29 Prozent. Bei Allgemeinbildenden Höheren (AHS) und Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) ist das Verhältnis umgekehrt. 15 Prozent der Jugendlichen mit nicht-österreichischen Eltern haben einen derartigen Abschluss, bei der Kontrollgruppe sind es 24 Prozent. Auch in der Kategorie Berufsschule schneiden die Jugendlichen zweiter Generation mit 14 Prozent schlechter ab als die Kontrollgruppe (22 Prozent).

Türkische Jugendliche

Am schlechtesten bezüglich Schulabschluss lagen dabei Jugendliche mit türkischer Abstammung, gefolgt von Kindern mit Eltern aus Ex-Jugoslawien. Kinder mit Eltern aus "anderen Ländern" waren dagegen teilweise sogar höher gebildet als österreichische Jugendliche, vor allem was den Besuch einer AHS oder BHS betraf.

Die Unterschiede bei der Bildung ziehen sich erwartungsgemäß auch in die Berufswelt. 25 Prozent der Jugendlichen mit nicht-österreichischer Abstammung jobben als an- oder ungelernte Arbeiter, bei den türkischstämmigen sind es sogar 31 Prozent, mit Eltern aus Ex-Jugoslawien sind es 21 Prozent (Kontrollgruppe: zehn Prozent).

Stärkere Durchmischung

Für Weiss ist die Ursache für die reduzierten Bildungschancen der zweiten Generation ausländischer Jugendlicher primär eine Frage der sozialen Herkunft. Besonders negativ wirkt sich aus, wenn ausländische Jugendliche in einzelnen Schulen oder Klassen konzentriert sind. Die Wissenschafterin plädiert dafür, speziell in Wien darauf zu achten, dass Schulklassen stärker durchmischt sind.

"Der so genannte Schichteffekt spielt eine wesentlich größere Rolle als ethnische Einflüsse", erklärte Weiss gegenüber der APA. Auch einen Wohnviertel-Effekt konnte die Expertin nicht feststellen. In Wien sei die Situation gegenüber anderen europäischen Städten insofern besser, als es keine extremen Getto-Bildungen gebe. (APA)