In völliger Dunkelheit beginnt's. Thomas-Bernhard-Fans werden sich über die Anspielung auf den Notlicht-Skandal um die Aufführung von "Der Ignorant und der Wahnsinnige" bei den Salzburger Festspielen 1972 freuen, mit Renate Aichingers zurückhaltend inszenierter Bühnenfassung von Bernhards Prosatext "Wittgensteins Neffe" im Keller des Café Landtmann einsetzt. Aus dem Dunkeln wird ein Notebook-Bildschirm sichtbar, mit einem Foto von Paul Wittgenstein, jenem exzentrisch-verrückten Neffen des Philosophen Ludwig, dem Bernhard mit seinem Buch ein Denkmal setzte. Während es heller wird, hebt eine Stimme zu einem Monolog über Paul an, der erst 90 Minuten später enden wird. Alois Frank trägt das Stück: Er ist der einzige Akteur bzw. Sprecher an einem Bühnenabend nach der reinen Bernhard-Lehre. Hier wird sich mit den Mitteln der Sprache erregt, dass es immer noch eine Freude ist, u.a. über die "Unmöglichkeit", in Österreich außerhalb Wiens die "Neue Zürcher Zeitung" zu bekommen. Frank hat nicht nur viel Text memoriert, er steigert sich auch so überzeugend in Erregungszustände hinein, dass die meisten Einfälle der Regie - wenn es gefühlig werden soll, wird kitschige Musik eingespielt - eher sogar störend wirken. Bis 21. 1. (fast/DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2006)