Die TeilnehmerInnen an der Podiumsdiskussion (v.l.n.r): Monika Reuschel (Equal Projekt Navigator, Halle), Miroslava Naváratilová (Amt für Arbeit, soziale Angelegenheiten und Familie in Trnava, Slowakei), Michael Kuchar (AMS Jugendliche), Gerald John (Moderation), Günter Zauner (AK Wien), Laura Rudas (SPÖ-Gemeinderätin), Jose Luis Gaviria Melo (Teilnehmer am Equal Projekt Hiphopera), Sascha Wittmann (Koordination Equal Projekt, Volkshilfe Wien).

Foto: Karin Sabtusch
"Wir stellen etwas auf die Beine", freut sich Jose - einer von jenen arbeitssuchenden Jugendlichen in Wien, die am einjährigen Equal Projekt Hiphopera teilnehmen. Durch künstlerische und handwerkliche Unterrichtseinheiten und Lernhilfe erarbeiten die Jugendlichen ein Jahr lang ein Musical, das auch der Öffentlichkeit präsentiert wird. Bei einer Podiumsdiskussion wurden innovative Konzepte gegen Jugendarbeitslosigkeit diskutiert.

Das Problem

Im Dezember 2005 gab es in Wien 1683 lehrstellensuchende Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. Laura Rudas, SPÖ-Gemeinderätin, bestätigt: "Ja, in Wien ist die Arbeitslosigkeit erschreckend hoch." Es gäbe aber kein Bundesland, das so viel gegen die Jugendarbeitslosigkeit mache. "Das ist eine zutiefst politische Frage", sagt sie, denn natürlich schaffe die Politik die Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze. "Die Wirtschaft fährt mit der Lehrlingsausbildung zurück", kritisiert hingegen Günter Zauner von der Arbeiterkammer Wien. "Wir können auf die Jugendlichen nur begrenzt eingehen, wir brauchen innovative Konzepte", fordert Michael Kuchar vom AMS Jugendliche.

Innovative Konzepte

Auf alternativem Weg sollen neue Projekte arbeitssuchenden Jugendlichen Zukunftssperspektiven geben, ihre Persönlichkeit stärken und bei der Beruforientierung helfen. So auch das vom Europäischen Sozialfonds und Ministerium für Wirtschaft und Arbeit geförderte Projekt Hiphopera. "Wir wollen den Jugendlichen die Arbeit durch Theater, Tanz und Musik näher bringen", erklärt Sascha Wittmann von der Volkshilfe Wien und Koordinatorin des Projekts die Idee dahinter. "Jugendliche bekommen oft wenig oder keine Unterstützung vom Elternhaus und scheitern dann bei Bewerbungen oder ersten Berufserfahrungen. Wir wollen der Resignation entgegensteuern."

Beispiele Deutschland und Slowakei

In Deutschland lag die Jugendarbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern im Jahr 2005 bei 19,2 Prozent. Wie man dort mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit umgeht, erzählt Monika Reuschel, vom Equal Projekt Navigator in Halle: "Wir haben ein Projekt entwickelt, das erlebnispädagogische Elemente integriert." Die Jugendlichen sollen damit zu sich selbst finden, denn viele wüssten nicht, was sie eigentlich wollen. Zur Gruppenfindung werden zum Beispiel Klettertouren organisiert oder Tanzprojekte. Das sei wichtig, denn "die Teamfähigkeit ist oft nicht ausgeprägt". Die Jugendlichen sollen sehen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Spezielle berufsorientierende Tests sollen den Jugendlichen dabei helfen herauszufinden wohin sie wollen.

In der Slowakei ist die Jugendarbeitslosigkeit noch etwas höher. "19.36 Prozent der Arbeitslosen im Kreis Trnava sind Jugendliche bis 25 Jahre", weiß Miroslava Naváratilová, Direktorin des Amts für Arbeit, soziale Angelegenheiten und Familie in Trnava. Auch in der Slowakei bemüht man sich der Jugendarbeitslosigkeit mit aus dem Europäischen Sozialfonds geförderten Projekten zu begegnen. Die Steigerung des Selbstbewusstseins der Jugendlichen wird auch in der Slowakei hochgeschrieben.

"Es bereut keiner von uns"

Die Jugendlichen in Wien sind von Hiphopera sichtlich überzeugt, sie hätten gern noch mehr ähnliche Projekte. Jose, seit vier Monaten Hiphopera-Teilnehmer, erzählt: "Wir haben die Möglichkeit in viele verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern. Wir können uns verwirklichen und viel selbst mitbestimmen, ich habe schon viel gelernt." Er sei optimistischer für die Zukunft und die Auftritte würden das Selbstvertrauen stärken. "Ich war noch nie auf einem Podium und stelle mich trotzdem hierhin", sagt er stolz.

Maßnahmen zur Lehrstellenbeschaffung

Zur Lehrstellenbeschaffung ruft Zauner Politik und Wirtschaft auf den Plan und auch das Schulsystem solle man sich anschauen: "Es gibt 250 Lehrberufe, aber nur 15 sind gefragt, da sollte man in den Schulen mehr informieren." Neue Berufe wie Finanzdienstleistungskaufmann oder Sportadministrator seien zu wenig bekannt. Laut Rudas stehen in Wien für das laufende Jahr 56 Millionen Euro für arbeitsmarktfördernde Maßnahmen bereit. "Wir können aber nicht alles kompensieren, was die Bundesregierung gekürzt hat, da kommen wir ins falsche Fahrwasser", sagt sie.