Neptun scheint noch immer erzürnt über seine "Entführung" zu sein. Aber die grimmigen Züge hat ihm Benvenuto Cellini schon bei der Schaffung der Saliera im 16. Jahrhundert gegeben. Ab heute ist das Salzfass wieder im Kunsthistorischen Museum zu sehen.

Foto: KHM/Zeisler
Wien - Für Wilfried Seipel, den Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien, ist "ein fast tausend Tage währender Albtraum zu Ende". Nur zehn Tage nach Rückgabe der Saliera und Verhaftung des mutmaßlichen Diebes ist Benvenuto Cellinis Salzfass aus dem 16. Jahrhundert ab heute, Dienstag, wieder ausgestellt.

Im Vorwort der für diesen Anlass aufgelegten Hochglanz-Broschüre (im Museumsshop für 4,90 Euro erhältlich) bedauert Seipel die "mit der Auffindung des Kunstwerkes einhergegangene mediale und politische Aufregung". Die "traurige Geschichte der letzten Jahre" sei deshalb in der aufwändig gestalteten Broschüre "bewusst ausgeklammert". Doch die Vorwürfe, der Diebstahl im Mai 2003 sei erst durch die damals schlechten Sicherheitsvorkehrungen möglich geworden, wollen nicht verebben.

So wird die Affäre kommenden Donnerstag auch den Nationalrat beschäftigen. Die Sozialdemokraten haben eine Sondersitzung beantragt, in der sie eine Dringliche Anfrage an die für die Bundesmuseen zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer (VP) richten wollen. Nicht nur die SPÖ verlangt Rücktritte von Gehrer und Seipel, auch die FPÖ sprach sich am Montag dafür aus. Die Grünen forderten, dass Gehrer "endlich ihre schützende Hand von Seipel nehmen soll".

Wie berichtet, war der mutmaßliche Dieb Robert Mang, ein 50-jähriger Alarmanlagenfachmann aus Wien, über ein ungesichertes Gerüst ins Museum eingestiegen, auch die Fenster und die Vitrine waren nicht alarmgesichert. Bewegungsmelder schlugen zwar an, der Alarm wurde aber vom Bewachungspersonal nicht ernst genommen, weil es davor immer wieder Fehlalarme gegeben hatte. Seipel und Gehrer haben das damalige Sicherheitssystem stets als "zeitgemäß" verteidigt.

Für Aufregung sorgt auch ein anonymer Brief, in dem auf die "vorsätzliche Ausbeutung" des Wachpersonals und eine hohe personelle Fluktuation hingewiesen wird. Der Stundensatz für "freie Mitarbeiter im Sicherheitsdienst" betrage 6,55 Euro und sei seit 2000 nicht mehr angepasst worden. Es gebe kein Urlaubsgeld, keine Pensions-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung sowie keine Feiertags- oder Nachtzuschläge.

Studentenjobs

KHM-Sprecherin Irina Kubadinow bestätigte den mageren Stundensatz für freie Mitarbeiter. Sie betonte aber, dass es sich dabei um "Studentenjobs" handle. Das Museum verfüge über einen Pool von 350 freien Dienstnehmern, die bis zur sozialversicherungsrechtlichen Geringfügigkeitsgrenze und somit maximal sechs Tage im Monat beschäftigt seien. "In der Sicherheitszentrale sind aber ausschließlich fix angestellte Mitarbeiter", erklärte Kubadinow. Und deren Entlohnung liege sogar 24,9 Prozent über dem Kollektivvertrag für Wachorgane im Bewachungsgewerbe. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2006)