Der UNISTANDARD schloss sich in der Wiener Mariahilfer Straße der alternativen Shoppingtour an, die sich seit 2001 in Deutschland bewährt. Dabei gehe es nicht darum, Menschen die Verweigerung von Markenschuhen anzuerziehen. Die Führung soll keine belehrende Hexenverbrennung sein. Verkäufer von Tchibo, McDonald's und Co werden nicht persönlich angegriffen - Ziel sei, die Geschäftsleitung zu alarmieren. "Probleme mit den Geschäftsleuten sind selten, die meisten sind überrascht, manche ängstlich", weiß Chrissi Bantle, Projektleiterin in Berlin.
Von niemandem wird erwartet, gänzlich "richtig" zu konsumieren. "Auch ich kaufe bei H&M und kann nicht nur von Fair-Trade-Produkten leben", stellt Aktivistin Katrin Aiterwegmair, Studentin der Internationalen Entwicklung, klar. Das Bild der veganen Ökoretter, die Biotabak kauend in Sisal gehüllt in besetzten Häusern leben, hat ausgedient. Die Ernsthaftigkeit der Anliegen zählt.
Brüllen ist "out"
"Wenn wir von den Dächern hängen, erregt das keine Aufmerksamkeit mehr", erklärt Greenpeace-Aktivistin Sylvia Ehrenreich. "Vielleicht ist es out geworden, einem Megafon nachzubrüllen. Wir sollten eine neue Form der Kritik finden", meint auch David Muckenhuber, ebenso Student der Internationale Entwicklung. Engagiert bei Clean Clothes will er mehr Bewusstsein und Akzeptanz erreichen. Als Basis für politische Korrektheit sieht ÖH-Chefin Rosa Nentwich-Bouchal Information: "Wir streben bewusstes Konsumverhalten der Studenten an, auch wenn sie sich oft in ökonomisch schwierigen Situationen befinden."
"Als politisch korrekt gelten Bezeichnungen, die bisher Unsichtbares sichtbar machen, wie etwa das Binnen-I", führt der Innsbrucker Soziologe Max Preglau aus. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht mache das Sinn: "Sprache, Weltsicht und Praxis sind eng verwoben." Unis seien dabei vielfach Speerspitze von Political Correctness gewesen. Soziales Engagement verliere aber unter verstärkter "neoliberaler" Wettbewerbsorientierung auch hier an Boden.