Wien – Junge Kuratoren, die ihre Ideen einigermaßen unabhängig umsetzen können, haben im gegenwärtigen europäischen Tanz Seltenheitswert: Das Anforderungsprofil für diesen Job ist sehr hoch, und etablierte Veranstalter geben ihre Agenden nur ungern an die nächste Generation ab. Erfolgreich sind in Wien derzeit zwei jüngere Tanzkuratorinnen: Christa Spatt mit ihrer Reihe [8:tension] bei ImPulsTanz und Bettina Kogler, die nun ihre dritte Ausgabe des jährlichen imagetanz-Festivals in dietheater Künstlerhaus vorstellt.

Der choreografische Nachwuchs genießt in Wien als Folge der Theaterreform derzeit besondere Aufmerksamkeit. Nach einigem Zögern hat das Kulturamt die längst versprochene Extra-Investition in jungen Tanz, 150.000 Euro, freigegeben. Das Geld ist allerdings an künstlerische Projekte gebunden.

imagetanz, das explizit dem jungen österreichischen und internationalen Tanz gewidmet ist, erhält daher eine eigene Projektförderung des Off- Theater-&-Tanz-Kuratoriums (bescheidene 40.000 Euro). "Vom Theater werden uns der Raum und ein Großteil der Technik zur Verfügung gestellt – das war's. Und dietheater wird das Festival nie mehr abdecken. Damit sitzt imagetanz auf einem wackeligen Sessel. Unterstützung vom Bund oder von Sponsoren zu bekommen ist extrem schwierig", sagt Bettina Kogler.

Längst vorbei sind die Zeiten, als Künstler- und Konzerthaustheater zur Herbstzeit ein größeres und im Frühjahr ein kleineres Tanzfestival veranstalteten. Wobei die Auftrittskonditionen für die Künstler immer prekärer wurden. Mit Bettina Kogler fährt imagetanz seit 2004 einen anderen, an den Bedürfnissen der Kunstschaffenden orientierten Kurs unter dem Anspruch "Wie kann ich das Festival in seinen Facetten erweitern und die Produktionsbedingungen verbessern?". Die 31-jährige gebürtige Kärntnerin sieht gerade in der Schnelllebigkeit des Tanzes eine große Qualität: "Die Künstler müssen sich immer wieder mit dem Gegenwärtigen auseinander setzen."

Um die Aktualität zu fördern, bietet sie spezielle Servicepakete für die Künstler. Außerdem hat sie es geschafft, Konkurrenzbarrieren zu anderen Veranstaltern niederzureißen. Sie kooperiert heute mit dem Tanzquartier Wien, ImPulsTanz und dem MAK, im Ausland unter anderem mit Partnern wie dem Buda-Art Center in Kortrijk und dem Brüsseler Kaaitheater.

Das Programm 2006 enthält ein Best of junger Choreografie, darunter einleitend das sozialdiskursive Projekt insert.eins/eskapade des theatercombinat-Mitglieds Doris Uhlich. Weiters eine Installationsversion von Veronika Zotts und Marcos Rondons Pixelkonstruktion Homemade, eine Preview von Once Upon der Estin Krõõt Juurak und die rotzig-witzige Confession – the Autopsy of a Performance der Finnin Nada Gambier. Ein weiteres Highlight dürfte Shock Body von Anna MacRae werden, die derzeit auch bei Meg Stuarts Replacement tanzt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.3.2006)