Foto: Barbadillo S.L
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Foto: Barbadillo S.L
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Foto: Klaus Hackl
Foto: Klaus Hackl
Die Zahlen sprechen für sich: über 500 ha Weingärten in Gibalbín und Santa Lucía, 75.000 m2 verbaute Bodegafläche in bester Stadtlage (bestehend aus 17 einzelnen Bodegakomplexen), 65.000 Fässer.

1821 von Benigno Barbadillo Hortigüela (1783 – 1837) und Manuel López Barbadillo gegründet, ist die Bodega – fast 200 Jahre später – noch immer zu 100 % in Familienbesitz, eines der größten Weinunternehmen in Sanlúcar de Barrameda und einer der Big Player am Manzanilla-Markt. Der Gesamtumsatz 2004/2005 betrug rund 27 Mio. Euro, wobei der überwiegende Teil – 21 Mio. Euro – am spanischen Heimmarkt erzielt wurde.

Reliquias – eine eigene Dimension

Barbadillo produziert die gesamte Palette an Stilistiken, wobei nachfolgende Sherries besonders hervorzuheben sind:

Solear, ein sehr komplexer Manzanilla mit rund 7,5 Jahren Reifezeit und dadurch ausgeprägter Hefeflorcharakteristik, En Rama, ein Manzanilla mit äußerst geringer Filtrierung – und damit ziemlich nah an dem, was man direkt aus den Fässern verkosten kann (und der beweist, dass die allzu oft praktizierte, starke Filtrierung vor allem bei Manzanillas, vom geschmacklichen Standpunkt aus, offensichtlich der falsche Weg ist) und die gesamte Palette der 30igjährigen VORS-Linie – jeder für sich ein Vorzeigebeispiel der jeweiligen Stilistik.

Eine eigene Kategorie bilden die so genannten Reliquias (Amontillado, Oloroso, Palo Cortado und Pedro Ximénez), deren Soleras zum Teil aus dem 19. Jhdt. stammen – leider auch in preislicher Hinsicht (um die 190 Euro), aber wie schon David Wainwright / Auktionshaus Christie´s im Auktionskatalog schrieb: „Diese Weine zu probieren ist eine unvergessliche Erfahrung... diese Weine gehören ohne Zweifel zu den besten, die ich jemals probiert habe...“.

Der erste Manzanilla

Die beiden Gründer verbrachten ihre Jugend in Mexiko, wo sie auch das Geld für ihren ersten Bodegakauf (El Toro – 1824) verdienten. Unter der Führung von Benigno konnte die Bodega innerhalb kürzester Zeit stark expandieren, exportierte schon bald nach England und Amerika und legte auch den Grundstein für das unglaubliche Wachstum in Spanien selbst. Neben den eigenen Exporten belieferte das Unternehmen in jenen Jahren das gesamte Who is who der Sherrybarone, wie zum Beispiel Osborne und Duff Gordon. In diese Zeit fällt auch die erste schriftliche Erwähnung der Bezeichnung Manzanilla (1827 auf einer Lieferung nach Philadelphia). Im gleichen Jahr bringt Barbadillo den ersten Wein unter der Bezeichnung Manzanilla, „Divina Pastora“, auf den Markt.

1837, nach dem Tod von Benigno Barbadillo, sind dessen Kinder noch zu jung, um das Unternehmen zu übernehmen, was dazu führte, dass der neue Ehemann der Witwe, Pedro Rodríguez Santiago, 1840 die Firmengeschicke übernimmt und den eingeschlagenen Expansionskurs unbeirrt fortsetzt. 1863 gründet er die Gesellschaft „Pedro Rodríguez e Hijo“ mit seinem Stiefsohn Manuel Barbadillo Diez, dessen Sohn Antonio Barbadillo Ambrossy (1863 – 1921) in weiterer Folge die Leitung übernimmt.

Diesem folgt Manuel Barbadillo Rodriguez (1891 – 1986), der die Firma 1934 in Antonio Barbadillo S.L. umbenennt und umwandelt – diese Gesellschaftsform hat sie seit 2001 wieder, nachdem sie ab 1954 eine S.A. (Sociedad Anónima) war.

Vino de la Tierra – Castillo de San Diego

Unter die Leitung von Manuel Barbadillo (der auch ein hervorragender Dichter und Schriftsteller war und Standardwerke wie La Manzanilla veröffentlichte) fiel ein Großteil der Bodegaszukäufe in den 40iger Jahren und die Einführung des heute erfolgreichsten spanischen Tafelweins Castillo de San Diego (100 % Palomino) im Jahre 1975 (der 2002er erhielt von Robert Parker immerhin 85 Punkte – „...außerordentlich gut gemacht“), den es als Maestrante auch in einer halbtrockenen Variante gibt.

Der Grundstein für die seit damals erfolgreich betriebene und von seinem Sohn Antonio Pedro Barbadillo Romero (1922 – 2005) fortgesetzte Unternehmensdiversifkation. Während andere Unternehmen den goldenen Zeiten des Sherrybusiness nachtrauerten und teilweise noch immer nachtrauern, blickte Barbadillo stehts nach vorne und suchte Alternativen.

Vino Tinto de Andalucia

Neben der klassischen Sherry-, Brandy- und Essigproduktion (Sherry macht mittlerweile nur mehr rund 40 % des Umsatzes aus), setzt das Unternehmen unter anderem auf ein Joint Venture mit Vega Real (Ribera del Duero – der Vega Real Crianza 2001 erhielt im Wine Spectator z.B. 92 Punkte), eine über 70 % Beteiligung an der Matadero de la Sierra Morena S.A. (mit der Marke Sierra de Sevilla – Schinken und Wurstwaren) und hat 2005 seinen ersten Vino Tinto de Andalucia, Gibalbín, auf den Markt gebracht, eine Cuvee aus Tempranillo, Cabernet, Syrah und der fast ausgestorbenen Tintilla de Rota.

Wurden im ersten Jahr knapp 180.000 Flaschen abgesetzt, erwartet man sich für das laufende Jahr rund 360.000 Flaschen. Wie wichtig dieses Projekt für die Zukunft ist, belegen die Zahlen: Rebfläche rund 120 ha, Investitionssumme (Weingarten + High-tech Kellerei) rund 7 Mio. Euro. Letztlich soll auch diese Investition die Abhängigkeit vom nach unten gehenden Sherrymarkt verringern.

Museo de la Manzanilla

Ein weiteres Standbein ist das sehenswerte, 2002 eröffnete „Museo de la Manzanilla“, das auf 1.500 m2 umfassend die Geschichte und die Produktion beleuchtet. Sind doch die immensen Besuchermassen in den Bodegas eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle (große, „berühmte“ Bodegas kommen leicht auf 100.000 Besucher pro Jahr, bei einem Preis von 6 Euro für die Führung auch kein schlechtes Taschengeld!)

Während die Sherries von Barbadillo sich auf den Weinkarten der besten Häuser, wie z.B. in The Fat Duck / Heston Blumenthal, finden, lässt sich in Österreich leider nicht sehr leicht nachvollziehen, dass Barbadillo großartige Weine produziert, gibt es bei uns im Handel doch nur den Fino Pale Dry und den Medium Dry aus der Export-Basislinie – beide sauber und technisch einwandfrei, aber leider auch nicht mehr. Und auch nicht unbedingt dazu geeignet, dem Konsumenten zu zeigen, was Sherry allgemein, von Barbadillo im Speziellen, „kann“. Aber vielleicht erbarmt sich ja doch noch jemand und importiert Solear, En Rama , die VORS Linie und Konsorten?

Zum Bezug eingangs erwähnter Weine empfehlen sich diverse deutsche Vinotheken mit Internetbestellmöglichkeit, die Großteils auch vernünftige Versandkosten haben.