Zehn Minidramen von Botho Strauß sind als "Sieben Türen" im Grazer Schauspielhaus zu sehen.

Foto: Schauspielhaus/ Manninger
Es gibt Momente, in denen mehr möglich scheint als nur eine Lösung, in denen uns nicht nur eine Tür, sondern "derer sieben halb offen" stehen. Ironisch überzeichnet Botho Strauß in seinen zehn Minidramen "Sieben Türen" solche Gelegenheiten, in denen sich hinter dem scheinbar Absurden und Lächerlichen so manche Not und Sehnsucht verbirgt. Regisseur Dieter Boyer, der die Bagatellen in einer gelungenen Koproduktion mit der Kunstuniversität Graz auf die Probebühne bringt, nimmt ihnen nichts von ihrer Leichtigkeit. Nach einem dynamischen Auftakt gleiten die Szenen flüssig ineinander, erweisen sich die geschliffenen Dialoge als Gefahrenzone für Missverständnisse. Da fordert eine Mieterin (großartig Friederike Bellstedt) bei der Immobilienverwaltung surrealistisch unbeirrt persönliche Verantwortung ein. Da gerät eine attraktive Moderatorin (Maddalena Hirschal) mit ihrem schwerhörigen Interviewpartner schnell an Kompetenzgrenzen. Da wünscht sich ein furchtsamer Parkhauswächter (Ernst Prassel), dass die Starken die Schwachen schützen. Im Ensemble mischen sich aufs Erfreulichste die erfahrenen Akteure des Schauspielhauses mit den Studierenden der Kunstuniversität: Höhepunkt dabei der große Otto David als selbstmörderischer Wissenschafter im Dialog mit dem "Nichts" Florian Hackspiel! Helga Göllners unaufdringliches Bühnenbild zitiert Alltagsrequisiten von Sitzgarnitur bis Golfbag und erlaubt dabei witzige Perspektiven. Hoch ist auch bei den Gesangseinlagen das Talent Therese Herbersteins zu loben. (frak/ DER STANDARD, Printausgabe, 14.03.2006)