Wien - Die Buben geraten an den Schulen statistisch immer stärker ins Hintertreffen - egal ob es um den Schulerfolg, den Zugang zu höherer Bildung oder sogar die PISA-Ergebnisse geht. Die Mädchen haben in allen Kategorien die Nase vorn und bauen ihren "Vorsprung" sogar immer stärker aus.

Höhere Schulen bevorzugt

Im Schuljahr 2004/05 waren etwa 54 Prozent aller AHS-Schüler Mädchen (1990/91: 51,8 Prozent). Demgegenüber beträgt der Anteil der Mädchen in der Volksschule nur 48,6 Prozent (1990/91: 48,9 Prozent) und in der Hauptschule 47,4 Prozent (1990/91: 48,3 Prozent). Außerdem sind nur 36 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in den Sonderschulen weiblich (1990/91: 39 Prozent).

Maturantinnen

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Maturanten und Studienanfängern. In den Maturaklassen beträgt der Frauenanteil derzeit mehr als 56 Prozent, 1991 waren es erst knapp 54 Prozent. Noch deutlicher ist der Trend an den Hochschulen: Waren 1991 erst 48,8 Prozent aller Erstsemestrigen und 43,7 Prozent aller Absolventen Frauen, betrug der Frauenanteil bei den Studienanfängern 2004 bereits 53,5 Prozent, jener bei den Absolventen schon 50,9 Prozent.

Sitzenbleiber

Bei den "Sitzenbleibern" ist es ähnlich: Deutlich mehr Burschen als Mädchen müssen eine Klasse wiederholen, die jüngsten nach Geschlechtern getrennten Zahlen stammen allerdings aus dem Schuljahr 2001/02: Während 5,8 Prozent der Mädchen in der AHS sitzenbleiben, sind es 8,7 Prozent der Burschen. Noch deutlicher sind die Zahlen für die berufsbildenden höheren Schulen (BHS), wo zehn Prozent der Mädchen und 15,5 Prozent der Burschen das Klassenziel verfehlten.

Steigende Geschlechtsdifferenz

Auch die PISA-Ergebnisse sehen die Burschen tendenziell hinten: Im Lesen wurde bei der bisher letzten PISA-Erhebung 2003 ein klarer Unterschied zwischen Buben und Mädchen festgestellt - die Burschen erreichten in Österreich nur 467 Punkte, die Mädchen hingegen 514 (Österreich gesamt: 491). Der geschlechtsspezifische Abstand von 47 Punkten war damit einer der größten in den getesteten Staaten. Gegenüber der PISA-Studie 2000 ist die Geschlechtsdifferenz um 22 Punkte größer geworden, das ergab sogar den größten Anstieg aller Länder.

Mathe und Naturwissenschaften

In der vermeintlichen Burschen-Domänen Mathematik und Naturwissenschaften sind die Geschlechter-Unterschiede bei PISA dagegen kaum vorhanden. In der Mathematik hatten die Burschen nur einen leichten Vorsprung von sieben Punkten (Burschen: 509, Mädchen: 502), in den Naturwissenschaften schnitten sogar die Mädchen leicht besser ab (492 gegenüber 490 Punkten). (APA)