Bildung im unkonventionellen Rahmen: Die Technische Universität Wien (TU) verlegt ihre Lehrveranstaltungen anlässlich der Woche der freien Bildung von Montag, 8. Mai, bis Freitag, 12. Mai, in den Resselpark am Karlsplatz. Die Idee entstand vor zwei Jahren an der Uni Graz, dieses Jahr nehmen acht Universitäten in Österreich teil.

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Als "positiven Protest gegen die Bildungspolitik" bezeichnet Gregor Hinker, Bildungspolitikreferent der HTU, die Veranstaltungswoche. Ziel der Veranstaltungsreihe sei es, die Unis transparenter zu machen und Passanten Einblick in den Alltag zu geben. Gleichzeitig will man aber auch auf die Probleme der Hochschulen aufmerksam machen.

Eine Protestaktion in Form von Freiluftvorlesungen habe man deswegen gewählt, "weil Proteste die meisten Menschen verärgern anstatt aufmerksam zu machen", so Hinker.

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Die Aktion wird diese Woche österreichweit an den Hochschulen durchgeführt. In Wien nehmen neben der TU auch noch die Musikuniversität und die BOKU daran teil. Unter dem Schlagwort "Freie Bildung" will die ÖH auf die Probleme der Unis aufmerksam machen. Aktuell fallen darunter vor allem die generelle Unterfinanzierung und die umstrittenen Zugangsbeschränkungen.

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"Bei uns gibt es hauptsächlich Probleme mit der Infrastruktur", berichten Hinker und Ines Leobner, Vorsitzende der Hochschülerschaft der TU, über ihre Universität. Es herrsche Raummangel und für Renovierungen fehle das nötige Geld.

Mit etwas Überzeugungskraft konnte die ÖH die Studierenden für die Freiluftwoche motivieren. Die Professoren waren unterschiedlicher Meinung. "Der Großteil bot uns jedoch Unterstützung an", so Hinker.

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Unterrichtet werden im Freien zum Teil die regulären, aber auch eigens für die Aktion zusammengestellte Vorlesungen. Ausgewählte populärwissenschaftliche Themen sollen Passanten anlocken.

Im Resselpark wurden gleich zwei Standorte für die Lehrveranstaltungen aufgebaut. "Die Leute sollen sehen, dass an der Uni auch wirklich was passiert, und dass wir Unterstützung brauchen", betont Studentin Michaela, die das Projekt mitorganisiert hat.

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Das Wetter spielte zumindest am ersten Tag mit. Während schon eine Vorlesung lief, bereiteten Studenten noch den zweiten Standort im Resselpark vor. Bei Schlechtwetter werden die Veranstaltungen in das Hauptgebäude der TU, das gleich am Resselpark liegt, verlegt.

Die BOKU hält ihre Vorlesungen im Türkenschanzpark ab. Mit der Planung wurde Anfang des Jahres begonnen, intensiv vorbereitet haben die Studenten die Aktion innerhalb der letzten Wochen.

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Überrascht wurden die Organisatoren der Bildungswoche am Montag allerdings von den Bauarbeiten im Park, die am Vormittag die Vorlesungen durch den Lärm störten. "Darüber wurden wir nicht informiert. Die Arbeiten sollen aber am Nachmittag abgeschlossen sein", hofft Hinker.

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Die Studenten freuten sich, ihren Unterricht im Sonnenschein genießen zu können. "Man darf sich halt nicht ablenken lassen", meint Thomas, der an der TU Mathematik und Physik studiert, während er auf seine Vorlesung wartet.

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Interessierte Zaungäste lauschen einer Vorlesung über Allgemeine Chemie. Das Programm für die Woche ist breit gefächert: Neben einer "Linux-Install-Party" und einem Strickkurs der Musikuniversität wird Mittwoch, Donnerstag und Freitag auch gegrillt. Finanziert wird die ganze Aktion allein von der Hochschülerschaft. "Das ist es uns auf alle Fälle wert", versichert die Vorsitzende Ines Leobner.

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Am Mittwoch wird nicht nur im Park unterrichtet: Unter dem Motto "Freie Fahrt für Bildung" werden Vorlesungen in einer angemieteten Straßenbahn dem Ring entlang abgehalten, in der jeder mitfahren kann.

Eingeladen hat die Hochschülerschaft dazu nicht nur sämtliche Bildungssprecher, sondern auch Bundespräsident Heinz Fischer und Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Wer wirklich erscheinen wird, weiß Pressereferent Hinker noch nicht: "Wir hoffen aber auf zahlreiche Teilnahme."

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Ob die Aktion wiederholt wird, werden die Organisatoren erst nach dieser Woche beschließen. Das Programm für alle teilnehmenden Universitäten ist auf der Homepage der Woche der freien Bildung zu finden. (lis)

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