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Wien - Ein Teil der neuen "Technologien", die in den USA und Australien zur Weinherstellung angewendet werden und dort die künstlich zusammengesetzten "Frankensteinweine" hervorbringen, halten auch in Österreich Einzug. Dies ärgert vor allem diejenigen, die sich strikt an natürliche Methoden halten und dies - auch aufgrund eines Urteils der Welthandelsorganisation WTO - nicht auf ihr Etikett schreiben dürfen. So etwa die Winzer, die sich im Rahmen des Bio-Bündnisses Demeter einem strikten Bioweinbau verschrieben haben.

Beim niederösterreichischen Weinbauverband wird betont, dass der Einsatz dieser Chips "nur im Versuchsweg" erlaubt und anmeldepflichtig ist, wiewohl ein Blick in den bäuerlichen Fachhandel eine andere Sprache spricht: Dort gibt es Eichenchips in Großpackungen und allen Qualitäten, beobachtet Franz-Jakob Purkarthofer, Sprecher von Demeter. Diese Chips sorgen für ein Barrique-Aroma, ohne dass der Wein je in einem Eichenfass gelagert war.

Beim niederösterreichischen Weinbauverband wird Handlungsbedarf bestätigt; es werde eine EU-Bezeichnungsverordnung geben, erklärt Gerald Kneissl: "Der Konsument erwartet, dass der Wein in einem Barrique-Fass gelagert war, wenn Barrique draufsteht." Allerdings ist auch eine solche Verordnung erst am Gären: Schließlich hat sich die EU in dem Klagsstreit mit der USA vor der WTO nicht einmal dabei durchgesetzt, dass künstlich zusammengesetzte US-Weine auf dem europäischen Markt auch als solche gekennzeichnet werden.

In Österreich sind die Weinbauern noch am Diskutieren. Die Chips dürften nicht per se verboten werden (dürfen). Auch aus Wettbewerbsgründen nicht: Während ein Barriquefass rund 500 Euro kostet und nur dreimal verwendet werden kann, sind die Chips ein billiger Geschmackstuner.

Bei anderen US-Techniken sieht die Branche weniger Handlungsbedarf. So genannte Schleuderkegelkolonnen, Maschinen, die den Wein in seine einzelnen Bestandteile zerlegen (damit er im Anschluss "designt" werden kann) sind in Österreich verboten und dürften auch nicht über Schleichwege ins Land kommen: Die Geräte sind mit 200.000 Euro zu teuer. (DER STANDARD, Printausgabe vom 13./14.5.2006)