Foto: Illa Szemes/Weinkellerei Szemes
Mit viel "Improvisation" lief das erste Jahr ab, wie Illa Szemes erzählt, heute eine der drei Protagonisten des Projekts. Der erste Jahrgang 1996 fiel nämlich in ein schwieriges, weil sehr nasses Rotweinjahr, das nicht gerade in der Liste der glanzvollen österreichischen Weinjahre zu finden ist. Aber das konnten die drei Protagonisten der Arachon-Idee, Tibor Szemes, Manfred Tement und F.X. Pichler, nicht wissen, als sie sich im Frühjahr 1996 zusammenschlossen, um im Mittelburgenland eine Blaufränkisch-zentrierte Cuvée zu machen, die in exportrelevanten Stückzahlen mit einer längeren Reifezeit auf der Flasche hergestellt werden konnte.

Weitere Protagonisten

Man kannte sich und alle drei sahen in der Region das nötige Potenzial für eine Rotwein-Cuvée, die im Topbereich positioniert werden konnte. Tibor Szemes, Wein-Négociant (jemand der Trauben, Most oder auch junge Weine kauft, um das Material selbst zu verarbeiten und unter eigenen Namen auf den Markt zu bringen) aus Pinkafeld war immer schon von der Rebsorte Blaufränkisch überzeugt. Und F.X. Pichler und Manfred Tement, beide Elite-Winzer aus der Wachau bzw. der Südsteiermark und Weißweinspezialisten, suchten ein Betätigungsfeld „in Rot“.

Dazu kamen die Vereinten Winzer Blaufränkischland, eine Genossenschaft, die 1962 gegründet wurde und relativ rasch durch den Zusammenschluss mit weiteren Genossenschaften gewachsen ist, mit ihrem Kellereileiter Josef Pusch, der gemeinsam mit Manfred Tement die Weinbaufachschule Klosterneuburg besuchte. Die Vereinten Winzer haben heute rund 450 aktive Trauben liefernde Mitglieder, von denen allerdings nur ein kleiner Teil im Vollerwerb, der Rest vor allem im „Neben-„ oder „Zuerwerb“ wirtschaftet. Derzeit verarbeitet Trauben von 570 Hektar an drei Standorten. Zugeliefert wird aus den Orten Horitschon, Lutzmannsburg, Unterpetersdorf, Haschendorf, weiters Teile aus Deutschkreutz und Neckenmarkt, Raiding, Großwarasdorf und Strebersdorf.

Best of alte Anlagen

Arachon entstand als Weingut auf der Plattform der Genossenschaft und ist sozusagen die „Best of“-Selektion der älteren Anlagen. Jenen Traubenproduzenten, die für Arachon zuliefern, erhielten Vorgaben für den Maximalertrag (6500 Kilogramm pro Hektar), für Pflanzenschutz, Laubarbeit und für den Lesezeitpunkt. Bezahlt wird nach Mostgewicht, das elektronisch über einen Mittelwert ermittelt wird, der dem Jahrgang angepasst ist. Ziel ist 18° KMW zu erreichen. Für höhere Gradationen gebe es, so Pusch „hohe Zuschläge“, für darunter liegendes Abzüge.

Die Cuvéezusammensetzung hat sich im Laufe der Zeit geändert. Zum Blaufränkisch, der zu mindestens 50 Prozent drinnen ist, werden je nach Jahrgang kleinere oder größere Anteile von Zweigelt und Cabernet Sauvignon, der generell etwas an Bedeutung verliert, und Merlot, der immer wichtiger wird, wobei die genauen Anteile vom jeweiligen Jahrgang abhängig gemacht werden. Der Name, eine alte Bezeichnung für Horitschon, stammte von Tibor Szemes.

Familienerweitung

Nach dem Settlement kam der kleine Blaufränkisch-Bruder A’kira dazu ( 2001) und ein in Kooperation mit Schlumberger erzeugter Sekt „Dom“ . Ein Zweitwein wie A’kira (auf burgenländisch, ein „Schrei“) war eigentlich immer vorgesehen, erzählt Illa Szemes. Außerdem verlangte die Gastronomie nach einem weniger teuren Zweitwein.

Rollenteilung

F.X. Pichler „versteht den Rebstock“, so Illa Szemes, er sei der Mann des Weingartens, Manfred Tement sei der Önologe, der gemeinsam mit Hans Pusch, der Kellermeister vor Ort ist, die Önolgie des Weines betreut. Tibor Szemes war der große Koordinator im Hintergrund, dessen Rolle nach seinem unerwarteten Tod seine Frau Illa mit allen Facetten übernahm.

Die Weinserien, die in der Location in Horitschon gemacht werden, sind klar von einander getrennt. Die Weine die unter „Vereinte Winzer“ verkauft werden sind ausschließlich für den Lebensmittelhandel gedacht, Arachon und Akira für Gastronomie und Fachhandel. Und es gibt die Linie, die unter dem Namen Tibor Szemes hergestellt wird. Illa Szemes sucht das Material aus, das zugekauft und in Pinkafeld verarbeitet wird und ist für jegliche Fragen der Cuvetierungen zuständig. Rund 40.000 Flaschen werden pro Jahr insgesamt hergestellt, deren Vinifizierung in der Anlage der Vereinten Winzer Erfolg, der weitere Ausbau nach dem Blankwerden der Weine jedoch in Pinkafeld.

„Die fürchterlichen Zeiten sind vorbei“, resümiert Kellermeister Hans Pusch im Gespräch, man habe einige Fehler gemacht und daraus gelernt, aber auch die Improvisationsphase sei vorbei. 2004 eröffnete man den neuen von Willhelm Holzbauer errichteten Keller, der wie ein Monument außerhalb von Horitschon steht. Das neue Gebäude sei für die Arbeitsabläufe sehr wichtig gewesen und beherbergt mehrere Weingüter bzw. Weinmarken. (ls)