Bild: "Passivhausscheibe Salzkammergut" vom ArchitekturBüro DI Hermann Kaufmann (Roitham/OÖ)

Foto: IG Passivhaus
Passivhäuser sind die "Weltmeister" unter den Energiesparhäusern. Energieverbrauch und CO2-Emissionen sind bei dieser Bauweise um 80 Prozent geringer als bei den meisten heutigen Neubauten, bei gleichzeitig sehr hohem Wohnkomfort.

Neue Richtlinien

Viele Bundesländer haben in jüngster Zeit ihre Wohnbauförderungen neu geregelt, der Trend ging dabei ganz eindeutig hin zu höherer Förderung von energieeffizientem Bauen. Grund dafür sind nicht zuletzt die zunehmenden Versorgungsunsicherheiten und die enorm steigenden Energiekosten.

Wie eine Zusammenstellung der IG Passivhaus zeigt, sind die Unterstützungen der Wohnbauförderstellen der einzelnen Länder aber immer noch sehr unterschiedlich. In fast allen Bundesländern gibt es zwar zusätzliche Förderungen für Passivhäuser, meistens bestehen diese aber aus rückzahlbaren Darlehen. Die Höhe dieser Darlehen liegt zwischen 6.000 Euro (Burgenland) und 37.000 Euro (Niederösterreich). Nur in Wien, Tirol und Kärnten gibt es nicht rückzahlbare Zuschüsse für das Bauen in Passivhaus-Bauweise (in Höhe von 11.500 bzw. 9.040 bzw. 7.500 Euro), in Kärnten allerdings nur für fünfzig Passivhäuser pro Jahr.

Vorreiter Vorarlberg

  • "Neue Maßstäbe" setze aber Vorarlberg, wie Günter Lang, Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich, lobt. Seit zwei Monaten ist hier im gemeinnützigen Wohnbau der Passivhausstandard vorgeschrieben. Vor allem unter dem Aspekt der sozialen Verantwortung sei dies ein wesentlicher Schritt, um künftig auch sozial Schwächeren unabhängig von den steigenden Energiekosten warme Wohnungen leistbar zu machen. In einem nächsten Schritt soll dies dann auch bei der Althaus-Sanierung vorgeschrieben werden.

  • Auch die Steiermark setzt mit dem Lenkungsinstrument Wohnbauförderung auf das Motto "Energie, die nicht verbraucht wird, um die muss man sich auch keine Sorgen machen." Für das Passivhaus erhalten die Steirer zukünftig um 15.000 Euro mehr als für ein Niedrigenergiehaus mit 50 kWh/m²a. Außerdem wurden die klima:aktiv haus-Zusatzförderkriterien in die Förderung durch Ökobonuspunkte mit aufgenommen.

  • In Kärnten erhalten die ersten 50 Passivhäuser des heurigen Jahres (rückwirkend per 1. Jänner) neben der erhöhten Wohnbauförderung zusätzlich einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 7.500 Euro für Eigenheime und 15.000 Euro für Mehrfamilienhäuser.

  • In Niederösterreich erhalten Bauherren für ein Passivhaus 30 Prozent mehr Förderung als für ein Niedrigstenergiehaus. Dies hatte beispielsweise schon zur Folge, dass binnen eines Jahres die Neueinreichungen für die Passivhausförderung von 0,4 auf zehn Prozent gestiegen sind.

  • Wien und Tirol werben mit hohen, nicht rückzahlbaren Direktzuschüssen für mehr Passivhäuser: In Wien bekommt man 11.500 Euro, in Tirol immerhin 9.040 Euro gegenüber einem Einfamilienhaus mit 50 kWh/m²a.

    Die Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Burgenland sieht die IG Passivhaus hingegen als die "Schlusslichter" an, was die Förderung energieeffizienten Bauens betrifft.

  • Oberösterreich habe zwar viele Jahre zu den Vorreitern gezählt, seit der letzten Novellierungsrunde sei das Land gegenüber den anderen Bundesländern aber deutlich zurückgefallen. Auch hier bekommt das Passivhaus zwar die höchste Wohnbauförderung, wird aber durch eine "völlig widersprüchliche" Förderhöhenabstufung benachteiligt, kritisiert die IG Passivhaus: "Gegenüber dem Niedrigenergiehaus mit einem um 400 Prozent höheren Energieverbrauch erhält der Bauherr nur 10.000 Euro mehr Förderung - die gleichen 10.000 Euro Förderabstufung wie vom Niedrigenergiehaus mit 50 kWh/m²a auf das Energiesparhaus mit 20 Prozent höherem Energieverbrauch." Es sei deshalb kein Wunder, dass das Passivhaus bei den oberösterreichischen Förderansuchen seit dem letzten Jahr stagniere und stattdessen über 80 Prozent aller Förderbewilligungen in die beiden energetisch schlechtesten Förderstufen fallen.

  • Im Burgenland und in Salzburg habe man überdies noch gar nicht auf die "Häuser mit Zukunft" reagiert. Eine Passivhausförderung existiert hier nur für Mehrfamilienhäuser. (Übersicht: Förderungen der Bundesländer.)

    "Das Passivhaus rechnet sich vom ersten Tag"

    Die durchschnittlichen Mehrkosten von fünf bis acht Prozent beim Bau eines Passivhauses haben sich selbst in den Bundesländern mit geringen Zusatzförderungen - Oberösterreich, Salzburg, Burgenland - in wenigen Jahren amortisiert, rechnet Lang vor. In den übrigen sechs Bundesländern werden die Kosten sogar zur Gänze durch die Darlehen bzw. Zuschüsse abgedeckt. "In allen sechs Bundesländern bedeutet dies für den Bewohner eines Passivhauses, dass er damit vom ersten Tag seiner Rückzahlungen für die Baukosten und jährlichen Energiekosten günstiger kommt als sein Nachbar im Energiespar- oder Niedrigenergiehaus", so Lang.

    Martin Freund, Baumeister und Bauträger (www.hausbaufreund.at) mit Sitz in Hagenbrunn (NÖ) sowie Pionier in Sachen energieeffizientes Bauen, zeigt sich mit den Förderungen der österreichischen Bundesländer grundsätzlich sehr zufrieden. Vor allem in Wien und Niederösterreich - die beiden Bundesländer, in denen er vorrangig tätig ist - habe man sich bisher sehr um Unterstützungen für "Passiv-Häuslbauer" bemüht, sagt er im Gespräch mit derStandard.at.

    Sollte die Passivhaus-Bauweise nicht auch ohne die Förderungen wegen der raschen Amortisierung der etwas höheren Baukosten an Beliebtheit zunehmen? "Ja, sicher", antwortet der Experte, der schon im Jahr 1979 Österreichs erstes Energiesparhaus gebaut hatte. Es bestünden allerdings nach wie vor starke Ressentiments, auch unter Baufirmen. "Viele Leute glauben, dass sie die Fenster dann nicht aufmachen können", außerdem seien meistens immer noch die Baukosten, weniger die späteren Erhaltungskosten entscheidendes Kriterium beim Bauen.

    "Technologie noch nicht am Ende"

    Die Mehrkosten eines Passivhauses machen im Wesentlichen die notwendige bessere Dämmung, speziell gedämmte Fenster- und Türrahmen, dreischeibige Verglasungen sowie die Lüftungsanlage aus. Freund sieht hier aber schon bald Veränderungen zum Positiven: Zum einen sei "die Passivhaus-Technologie noch nicht am Ende"; bessere Dämmstoffe mit noch niedrigerer Wärmeleitfähigkeit werden schon bald die derzeit noch oft bis zu 60 cm dicken Wände "schlanker" werden lassen, dadurch geht keine wertvolle Nutzfläche mehr verloren. Zum anderen werden sich die Kosten für die Passivhaus-Bauweise weiter nach unten anpassen.

    Jüngsten Schätzungen zufolge werden im Jahr 2010 in Österreich bereits 28 Prozent aller Neubauten in Passivhausstandard errichtet, damit können jährlich 95.000 Tonnen CO2-Emissionen gegenüber konventionell errichteten Neubauten eingespart werden. (map)