Die denkmalgeschützte Rinderhalle wird bis zum Frühjahr 2007 saniert. Für die Nachnutzung stellen sich bereits zahlreiche Interessenten an, darunter das Mumok

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In das multifunktionale Marx-Quadrat sollen jenseits der Tangente Gastronomie und Gewerbebetriebe einziehen

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Wien – Seit mehr als 110 Jahren steht die Rinderhalle als eines der letzten historischen Bauwerke auf dem Schlachthof in St. Marx. Seit fast zehn Jahren wird sie nicht mehr genutzt, und der Zahn der Zeit macht sich sukzessive in Form von Rost und zerbrochenen Scheiben in der von Rudolf Frey geplanten filigranen Ziegel-Schmiedeeisen-Konstruktion bemerkbar. Die nostalgische Patina ist jedoch verflogen – schließlich siedelten sich in den vergangenen Jahren Medien- und Biotechnologiebetriebe und nicht zuletzt das imposante T-Center von Stararchitekt Günther Domenig auf dem als Stadtentwicklungsgebiet deklarierten Areal an, in dessen Schatten sich die Rinderhalle befindet.

Sanierung mit mehreren Optionen

Als Kernstück des künftigen neuen Stadtteils, der auf dem insgesamt 177.000 Quadratmeter großen Schlachthofgelände errichtet werden soll, wird die denkmalgeschützte Rinderhalle in den nächsten neun Monaten um 9,5 Millionen Euro saniert. Wie die 20.000 Quadratmeter danach genutzt werden, ist noch unklar: Man führe Gespräche mit mehreren Interessenten, ließ Rudolf Mutz, Chef der Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft (WSE), wissen.

Dazu gehört auch das Museum moderner Kunst (Mumok), dessen Leiter Eduard Köb die dringend benötigte Verlagerung eines Teils der Ausstellungsfläche nach St. Marx vorschlug und gemeinsam mit Architekt Adolf Krischanitz ein Raumkonzept vorlegte (DER STANDARD berichtete exklusiv am 3. Juni). "Es ist eine Idee von vielen", ließ sich Mutz am Dienstag nicht festlegen. Das Projekt sei mangels einer "wasserdichten" Finanzierung "nicht das ausgereifteste". Bis September soll eine Entscheidung getroffen werden, Voraussetzung sei neben einem langfristigen Businessplan ein möglichst die ganze Fläche umfassendes Nutzungskonzept und die Fähigkeit, auch abends und an den Wochenenden Leben in den neuen Stadtteil zu ziehen.

Sieben weitere Areale

Schließlich soll sich St. Marx bis 2012 hauptsächlich als Technologie- und Bürostandort präsentieren: Neben der Rinderhalle will die WSE sieben weitere Bauplätze auf dem Areal verwerten. So wird noch heuer mit dem Bau eines siebenstöckigen Bürohauses nach den Plänen von Architekt Ernst Hoffmann begonnen, das als architektonische Brücke zwischen T-Center und dem Medienzentrum "Marx Media Quarter" fungieren soll. Letzteres wird bis 2008 erweitert.

Dahinter, gleich neben dem denkmalgeschützten Stiertor, planen Petrovic und Partner die "Skybox", ein mehrteiliges, transparentes Bürogebäude. Jenseits der Tangente, entlang der Litfaßstraße, könnte das "Marx Quadrat" entstehen, ein kantiger Baukörper, für den neben Gewerbeunternehmen auch Restaurants vorgesehen sind.

Weiters soll neben dem T-Center ein gehobenes Hotel errichtet werden. Auch die 40.000 Quadratmeter große Fläche des Fleischmarkts soll nach der Absiedelung 2007 nach Inzersdorf neu genutzt werden. Insgesamt investiert die WSE 13 Millionen Euro in das Areal, weitere 300 Millionen sollen von Investoren kommen, die bis zu 7000 Arbeitsplätze bringen könnten. (Karin Krichmayr, DER STANDARD Printausgabe, 12.07.2006)