Magistra Manuela Stefanie Vollmann, 38, managt das abzwien, einen der größten Frauenbetriebe des Landes mit 60 fixen Mitarbeiterinnen und jährlich 40 Transitjobs für Frauen. "Wir haben nicht vor, ins Blaue zu qualifizieren" lautet die Leitlinie des abzwien. Deklariertes Ziel ist, Frauen und vor allem Wiedereinsteigerinen zusätzlich auszubilden, sie von Mann und Kind selbstständig zu machen und ihre Erwerbsquote zu steigen. Vollmann hat diesen Verein vor acht Jahren mitgegründet und legt großen Wert auf den vollständigen Namen "abzwien. Chancen für Frauen- Chancen der Wirtschaft". Darin drückt sich das Selbstverständnis dieses Vereins als Drehschreibe zwischen Frauen, Betrieben und der öffentlichen Hand. Das abzwien hat mittlerweile 250 Kooperationsbetriebe,wo die auszubildenden Frauen Praktika absolvieren können. Die umtriebige abzwien-Chefin und ihr Team sind ständig dabei, neue frauengerechte Ausbildungsmöglichkeiten zu entwickeln, die in der Wirtschaft gefragt sind. So wurde etwa "Karenz plus" entwickelt. Das sind Kurse für Mütter, die sich schon während der Karenzzeit auf den beruflichen Wiedereinstieg vorbereiten und sie präventiv vor Arbeitslosigkeit schützen soll. (Für Kinderbetreuung ist gesorgt). Im Techonmedia-Center in der Gumpendorferstrasse 83 (Nähe U4 Kettenbrückengasse oder U3 Neubaugasse) werden seit drei Jahren Frauen zu Netzwerktechnikerinnen ausgebildet und wo es jeden Freitag ein frei zugängliches Frauen-Internetcafe gegen wird. Ausgebildet wird nach dem bewährten Motto "Arbeiten und Lernen". Das jüngste spannendes Projekt ist das Mentoring als Expertin im EU-Programm "Preparing Women to lead" 1999/2000. Ausserdem ist Vollmann Mitglied der österreichischen Delegation (als NGO-Vertreterin) bei der "Launching Conference of the Community Initiative Equal" in Lissabon 2000. Die in Wien und Neusiedl/See lebende gebürtige Burgenländerin ist eigentlich Volksschullehrerin und Erwachsenenbildnerin. Ihr ökonomisches Wissen hat sie sich im Laufe der Zeit angeeignet, durch Kurse, aber auch praktisches Handeln. Ihren Geschäftssinn hat Vollmann schon früh geübt, im Laden ihrer Mutter im Südburgenland. Welche Aus-/Weiter-/Bildung haben Sie gebraucht, um diesen Job ausüben zu können? Ich bin ausgebildete Volksschullehrerin und Pädagogin mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung und Schulpädagogik. Für die Ausübung meines derzeitigen Jobs im abzwien hat mir mein Studium der Pädagogik eine gute Basis geboten. Dennoch haben natürlich meine Zusatzausbildungen in Betriebswirtschaft, PR und strategischem Management und in systemischer Organisationssentwicklung mein Know how erweitert und meine Handlungskompetenz in der Praxis absolut ergänzt. Auch meine Spezialisierung während des Studiums in feministischer Pädagogik hat mich wesentlich dazu befähigt, diesen, meinen heutigen Geschäftsführerinnen-Job im größten reinen Frauenbetrieb Österreichs, durchzuführen. Welche Aus-/Weiter-/Bildung würden Sie anraten, wenn eine Freundin Sie danach fragen würde und sogleich damit beginnen wollte? Das kann ich so nicht beantworten. Im Vorfeld müßte ich klären, wohin sie sich orientieren will, und natürlich wissen, welche Persönlichkeit, welche Interessen, Fähigkeiten usw. sie hat. Basis jeder Ausbildungswahl ist für mich Passung (zur Person und zu ihren Kompetenzen), Engagement, Interesse - um nicht zu sagen Lust - in das dahinterstehende Berufsbild einsteigen zu wollen. Andererseits - und da bin ich ganz Frauenpolitikerin - ist sehr wohl zu schauen, ob diese Ausbildung auch Berufschancen eröffnet - und gerade für Frauen: welche beruflichen Chancen sie eröffnet, auch finanzieller und existenzsichernder Art. Was ist/war der angestrebte, ev. auch der Traumberuf? Den Traumberuf an sich gab es nicht. Was ich aber immer schon wollte, ist einen Job mit vielen Handlungsfreiheiten und vielen Gestaltungsmöglichkeiten. Welchen Einfluß von außen hatten Sie bei Ihrer Berufswahl (Eltern, Vorbilder, Freunde, UnterstützerInnen)? Bei meinem erstgewählten Beruf, nämlich Volksschullehrerin, war ein Mann und zwar mein damaliger Freund, mehr Einfluß als Vorbild. Er war auch Lehrer. Der Drang nach mehr (Welchem Vorbild bin ich hier wohl gefolgt? Ich weiß es nicht - meinem Vater? ) hat mich nach Wien und in universitäre Zusammenhänge geholt. Die Begegnung mit einem Lehrbeauftragten - mehr Mentor als Vorbild - hat großen Einfluß auf die Ausprägung meines pädagogischen Know how und meiner pädagogischen Kompetenz gehabt. Die Stichwörter sind: im "Feld forschen", in der Praxis Lernen, die Theorie reflektieren. Ein echtes Vorbild im engeren Sinn ist sicher meine Mutter. Durch ihre Tätigkeit in ihrem eigenen Unternehmen hat sie mich gelehrt, Praxis, Erfahrung und Beobachtung ernst zunehmen, unternehmerisch zu denken und zu handeln und sozial engagiert zu sein. Welche Rolle spielt Sie als Frau diesen Job/Beruf ausüben? Das abzwien ist eine Non-Profit-Frauenunternehmen. Wer anderer als eine Frau sollte an der Spitze stehen? Welcher Job wäre es sonst geworden? Ein anderer Job mit Macht - im Sinne von machen und gestalten. Wie schätzen Sie den Frauenanteil Ihrem Beruf ein? Und warum glauben Sie, ist das so? Der Frauenanteil in Management-Positionen ist absolut gering. Der Frauenanteil in Management-Positionen in Vereinen/Non-Profit-Organisationen ist sicherlich um einiges höher, dennoch nicht fifty - fifty. Management hat mit Macht zu tun. Management ist auch ein bißchen "von der Basis abgehobenes Tun", und wird möglicherweise deswegen von Frauen nicht vorrangig beruflich angestrebt. Der Frauenanteil in der Erwachsenenbildung ist hoch: auf Kosten der Feminisierung des Berufsbildes, zu Gunsten einer vertikalen Segregation - der gläsernen Decke für Frauen - und welche Namen das Phänomen sonst noch hat, daß wenige Männer in hohen Positionen viel verdienen und viele Frauen in untergeordneten Positionen wenig verdienen. Wie wichtig ist die Emanzipation für Sie und Ihr berufliches Dasein? Sehr! Wenn Sie Fee für eine Stunde wären, was gehört sofort geändert? Dass Frauen die Arbeit machen, die in dieser Gesellschaft weniger wert ist. Dass Frauen weniger verdienen und weniger Möglichkeiten der Gestaltung und Macht haben. Dass die Wertvorstellungen sich ausschließlich an Wirtschaft und Kapital orientieren. Welche 3 Insel-Bücher bzw. Insel-Urls sollte frau haben? "Das goldene Notizbuch" von Doris Lessing "Morgen in der Schlacht denk an mich" von Javier Marias "Medicus" von Noah Gordon und natürlich die Insel-Url "dieStandard.at" Surftipps Ich wäre nicht Geschäftsführerin des abzwien, speziell auch zuständig für Public Relations, wenn ich da nicht www.abzwien.at an erster Stelle reihen würde. Dann natürlich für Interessierte an Infos direkt an Brüssel ohne Interpretation der nationalen Behörde: www.europa.eu.int/comm/dg05/index_en.htm Das Interview führte: Lydia Ninz