Salzburg – Gelohnt hat sich der Vormittag für das "Haus für Mozart" wegen der Gage der Wiener Philharmoniker, die in die Spendenkasse fließt, und für den Zuhörer vor allem wegen des atemberaubenden Pianissimo von Michael Schade in der Arie des Don Ottavio "Dalla sua pace". Im Übrigen war bei der Gala-Matinee in der Felsenreitschule auch sonst alles aufgeboten, was in der Opernwelt Rang und Namen hat. Anna Netrebko, Patricia Petibon, Ekaterina Siurina, Magdalena Kozená, Michael Schade, Thomas Hampson und René Pape sangen Arien aus "Don Giovanni", "Così fan tutte" und "Mitridate", vor allem aber aus "La Clemenza di Tito" und "Idomeneo". Glitzernde Opernstreiflichter, fast Swarovsky-mäßig, halt ohne dramaturgischen Zusammenhalt.

Daniel Harding dirigierte die Wiener Philharmoniker und bot den Sängern eine solide, dynamisch und agogisch fein herausgearbeitete Orchesterbasis für die jeweiligen Gefühle und Stimmungen.

Magdalena Kozená ließ sich in der Arie des Sesto "Parto, ma tu ben mio" mit ihren eisig-klaren Koloraturen auch von den perlenden Kaskaden der obligaten Soloklarinette nicht in emotional wärmere Gefilde hinüberlocken – ein großer Kontrast zum expressiven Duett Idamante/Ilia "S’io non moro a questi accenti" mit Ekaterina Siurina, die im Februar als Susanna ihr Debüt an der Scala feierte. Die junge Sopranistin beschwor mit der Arie der Ilia "Se il padre perdei" mit strahlender Höhe und sicheren Linien die Schönheiten Kretas.

Patricia Petibon, die vor ein paar Tagen mit ihrem Beitrag zum "Liederabend" der diesjährigen Festspiele die Welt für Sekunden zum Stehen brachte, sang die undankbar introvertierte Arie der Aspasia "Nel grave tormento". Anna Netrebko punktete mit dem effektvollsten Stück, mit der dramatisch-angriffigen Arie der Elettra, "D’Oreste, d’Aiace", und rief die "Nattern und Schlangen" mit bedrohlichen Konsonanten herbei.

Eigenwillig farblos blieb die Arie des Guglielmo, "Rivolgete a lui lo sguardo" aus "Così fan tutte" von Thomas Hampson, während René Pape mit Leporellos "Madamina, il catalogo è questo" alle Register sängerischer Finessen zog. Die Symphonie D-Dur KV 504 "Prager" ließ zum Schluss mit den dramatisch abschattierten Einleitungsakkorden aufhorchen. (Heidemarie Klabacher/DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2006)