Das ist in diesem Jahr schon der Fall, wovon Fabio Vacchis La giusta armonia profitierte. Die Sprechstimme von Peter Simonischek umgarnen schummrige Flächen; zwischen den Texten bäumt sich das Werk eklektisch (zwischen Strawinsky und Berg) auf - die Philharmoniker unter Riccardo Muti präsentieren Zuspitzungen und spiralenförmig sich steigernde Strukturen.
Handwerklich tadellos, dieses Werk. Es passt zu den technischen Möglichkeiten des Orchesters wie zu den traditionsprallen Vorlieben des Dirigenten, den die Philharmoniker mögen. Wenn man Mozarts Jupiter-Symphonie hört, versteht man auch, warum. In durchaus flotten Tempi (nur das Andante cantabile ist eher langsam) entlockt er dem Orchester Streicher-dominante Akzente, lässt es sich aber auch nicht nehmen, den Schönklang voll auszukosten.
Da hat man bei Daniel Hardings Ideen zu Don Giovanni schon mehr Ecken und Kanten zu produzieren. Der Brite will bei dieser Wiederaufnahme die Nähe zum Originalklang suchen, bis zur Pause klingt das Orchester regelrecht ausgemergelt und kurzatmig angesichts der rhetorisch geprägten Auffassung. Später ist da mehr Klangleben drin, auch Dialog mit der Bühne. Aber bei Harding führt eine Suche nach dem Persönlichen zum Übereifer, der Tempoextreme nicht so logisch erscheinen lässt wie bei Nikolaus Harnoncourt.