Wien - Die SPÖ setzt im Wahlkampf primär nicht auf eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. "Wir müssen einmal die Defizite der Gehrer-Schule reparieren: Steigende Klassenschülerzahlen, abnehmende Zahl der Schulstunden, 20 Prozent der 15-Jährigen können nicht richtig rechnen und lesen", meinte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal in den "Salzburger Nachrichten". Langfristig bleibe die Gesamtschule aber ein Ziel: "Und wenn das saniert ist, kann man daran gehen, die Schule weiterzuentwickeln."

In Finnland habe es zwölf Jahre gedauert, bis nach dem Grundsatzbeschluss die ersten Gemeinschaftschulen da gewesen seien. "Das müssen wir auch für Österreich so sehen. Allein bis man eine neue Generation von Lehrern/-innen ausgebildet hat, die mit den Anforderungen der Gemeinschaftsschule gut umgehen kann, das dauert alles seine Zeit", so Broukal. Zwar dürfe man nichts tun, was diesem Ziel widerspreche, "aber ich glaube, dass einmal ein paar Jahre genug Arbeit da ist, die gegenwärtige Schule zu sanieren".

Für größere Reformen am Bildungssystem hofft Broukal auf die Zeit nach Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V). Dann werde man es mit einer "jungen, aufgeschlosseneren Generation von ÖVP-Schulpolitikerinnen" zu tun haben. "Ich denke, dass die SPÖ, wenn die Gelegenheit käme, darüber zu bestimmen, Tempo und Richtung vorgibt, aber die ÖVP mitnimmt." In Finnland sei etwa die Schule nach der Grundsatzeinigung, dass jedem Kind die maximale Förderung gegeben werden müsse und diese nicht sehr früh in verschiedene Schultypen gesteckt werden sollen, außer Streit gestellt worden.

Auch SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser hatte vor einigen Monaten bereits gemeint, im Wahlkampf nicht auf das Thema Gesamtschule zu setzen: "Wir haben nur wenig Interesse an einem mehrmonatigen Bekriegen und Einrichten von Gräben, aus denen wir dann zwei oder drei Jahre nicht herauskommen", so Niederwieser damals. Die Umstellung auf eine gemeinsame Schule könne man nur gemeinsam schaffen. (APA)