Für ein Praktikum in der TV-Produktion werden bei Okto Grundkenntnisse vorausgesetzt.

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Beim Ausbildungsradio NJOY durchlaufen PraktikantInnen alle Arbeitsbereiche des Senders.

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Die ehemalige Praktikantin Katharina Freidl moderiert seit einem Jahr mit Programmchef André Brunner die "Morgenchaoten".

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Ein Praktikum in einem so genannten freien Medium bedeutet vor allem aktive Mitarbeit. Barbara, die an der FH St. Pölten den Studiengang Medienmanagement besucht, ist diesen Sommer zwei Monate lang für den ersten freien Fernsehsenders Österreichs, Okto, tätig. "Ich bin mir sicher, dass ich hier mehr lerne als zum Beispiel beim ORF", sagt sie über ihr Praktikum. In der PR-Abteilung hilft sie unter anderem mit, die Medienmesse vorzubereiten. Außerdem ist sie für die Archivierung von Sendungen zuständig. Aufmerksam ist sie durch eine Exkursion zum Fernsehsender geworden: "Vorher habe ich den Sender nicht gekannt, aber mittlerweile weiß ich, dass ich später auf alle Fälle im Rundfunk arbeiten möchte", so Barbara.

Organisationstalent

Wer sich für ein Praktikum bei Okto interessiert, sollte gewisse Vorkenntnisse mitnehmen. "In der PR-Abteilung sind natürlich Schreib- und Organisationstalent gefragt, in der Produktion Grundkenntnisse über Kamerarbeit und Schnitt", informiert Renate Billeth. Von Vorteil seien auch Mac-Kenntnisse. Bewerben kann sich laut Billeth "grundsätzlich jeder, sowohl MaturantInnen als auch StudentInnen absolvieren bei uns ein Praktikum." Der Großteil der BewerberInnen käme aber aus fachspezifischen Bereichen, so wie etwa die Filmakademie.

Die Mindestdauer liegt bei einem Monat, die Okto-Mitarbeiterin rät aber, ein längeres Praktikum in Betracht zu ziehen, da der Lerneffekt natürlich höher sei. PraktikantInnen erhalten eine monatliche Entschädigung von 400 bis 500 Euro im Monat bei einem Arbeitsaufwand von ungefähr 30 Stunden in der Woche.

Internationaler Austausch

Auch beim freien Radiosender ORANGE 94.0 in Wien ist man flexibel. "Bei uns bewerben sich SchülerInnen, StudentInnen, aber auch junge Arbeitssuchende", so Geschäftsführerin Helga Schwarzwald. Großen Wert lege man vor allem auf internationalen Austausch. "Wir nehmen jedes Jahr Studierende über den Europäischen Freiwilligendienst oder das Leonardo-Austauschprogramm auf." Auch die Dauer der Praktika ist sehr unterschiedlich: Manche würden nur zwei, drei Wochen in die Rundfunkarbeit schnuppern, andere wiederum blieben mehrere Monate.

Wie bei Okto ist hier in den technischen Bereichen ein gewisses Basis-Know-How gefragt: "Viele unserer PraktikantInnen haben bereits während ihrer Ausbildung grundlegende Kenntnisse gesammelt", berichtet Schwarzwald. Neben einer monatlichen Praktikumsentschädigung von 200 Euro hätten ausländische PraktikantInnen außerdem die Möglichkeit, Förderungen von den jeweiligen Austauschprogrammen zu beziehen.

Radio hautnah

Eine andere Art, Berufserfahrung zu sammeln, bietet das Ausbildungsradio. Im südsteirischen Deutschlandsberg befindet sich das derzeit einzige Ausbildungsradio Österreichs, NJOY Radio 88.2. "Wir geben jedem eine Chance", antwortet Programmchef André Brunner auf die Frage nach den Voraussetzungen. Neben SchülerInnen und StudentInnen bewerben sich laut Brunner auch Berufstätige, die Radioluft schnuppern wollen. Vorkenntnisse seien nicht notwendig, schließlich ginge es beim Ausbildungsradio ja um das Lernen. Der große Unterschied zu anderen Radiostationen sei, dass PraktikantInnen hier wirklich "on air" gehen, also Sendungen selbst moderieren müssen.

"Wichtig ist auch, dass jeder in allen Bereichen mitarbeitet", so der Programmchef. PraktikantInnen werden zwar nicht bezahlt, können dafür aber kostenlos an Workshops der Radio High School, der größten österreichischen Moderatorenschule, teilnehmen. Zur Zeit sind nach Angaben von Brunner 20 PraktikantInnen beschäftigt.

Vorteile im Studium

Ein Praktikum sollte mindestens zwei Monate dauern, manche bleiben aber auch länger. Katharina Freidl, die im vergangenen Sommer als Praktikantin bei NJOY begonnen hat, moderiert mittlerweile mit dem Programmchef die tägliche Morgenshow des Senders. Die Arbeit bringe ihr vor allem Vorteile für ihr Studium: "Ich profitiere nicht nur in den Praxisfächern, sondern auch bei Präsentationen, weil ich die Sprechtechnik und den Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort gelernt habe", so die Studentin der Kommunikationswissenschaft. Sie erhofft sich außerdem einen leichten Berufseinstieg, "da ich nicht direkt von der theoretischen Uni komme." (lis)