Wien - Um Gewalt an Schulen vorzubeugen, sollte es künftig an jeder Wiener Pflichtschule einen Sozialarbeiter geben. Das schlug der Wiener Vize-Stadtschulratspräsident Walter Strobl (V) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Psychotherapeutin Rotraud Perner am Freitag vor. "Gewalt ist ein Phänomen der Gesellschaft, nicht speziell der Schule", betonte Strobl.

Niederschwellige Angebote

Allerdings stelle diese einen sozialen Brennpunkt dar. In der Schule könnte vieles niederschwellig angeboten werden, meinte er. Strobl forderte einen Ausbau der Jugendwohlfahrt in Wien. An jeder Wiener Pflichtschule soll es seiner Ansicht nach einen fixen Platz für einen Sozialarbeiter geben, der sowohl Lehrer als auch Eltern berät und in Akutfällen rasch reagiert.

Finanziert werden sollen die Sozialarbeiter durch die Stadt Wien. Diese spare sich dadurch, dass in Wien viele der zehn- bis 14-jährigen Mädchen und Buben ein Gymnasium besuchen würden, ohnehin 120 Hauptschulstandorte, meinte Strobl. Wenn es das Potenzial an Geld nicht gebe, dann deshalb, weil eine Verlagerung an die Bundesschulen stattfinde, so der Wiener Vize-Stadtschulratspräsident.

Unterstützung für Lehrer

Die traditionelle Unterrichtspraxis sei oft nicht mehr zeitgemäß und die bisherige Ausbildung nehme kaum Rücksicht auf den Bereich Gewaltprävention, fügte Expertin Rotraud Perner hinzu. Die Lehrer bräuchten Unterstützung. Sozialarbeiter seien auf Konfliktmanagement ausgebildet, plädierte auch sie für deren Einsatz an den Pflichtschulen.

Der "Sozialdarwinismus" habe in den vergangenen Jahren zugenommen, gab Perner zu bedenken. Der Inländer stehe in einer "destruktiven Konkurrenz" zum Inländer mit Migrationshintergrund, Buben stünden in Konkurrenz zu Mädchen, der "Fittere" in Konkurrenz zum Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Gewaltprävention sei ein Teil der Gesundheitsprävention, denn sowohl Opfer als Täter seien großem Stress ausgesetzt, der organisch krank mache, so Perner. (APA)