Weinkenner Johannes Fiala beim Prüfen eines Weißweines. Zum Sieg führte später ein Roter aus Spanien.

Foto: Christian Fischer
Wien - "Wie heißt der Most, der durch den Eigendruck der Trauben selbst abfließt?", lautete die Frage. Die Hand von Johannes Fiala - die sonst eher die Computer-Maus beim Software-Entwickeln bedient - zischte fast mit der Zugriffszeit eines Super-Prozessors auf die Lichtglocke. "Seihmost", so die kurze Antwort. Wieder ein Punkt mehr - bis der Abschluss perfekt war: Johannes Fiala ist "Weinkenner des Jahres 2006" - der bisher sechste, der vom Weinversand Vinorama und dem Standard gemeinsam im Wiener SAS-Hotel gekürt wurde.

Doch bis zu diesem Höhepunkt hatte Fiala schon ein paar perfekte Runden geliefert. Vor allem als es darum ging, den "Mystery-Wein" des Abends zu bestimmen. Einer, von dem Kandidaten und Publikum vorderhand nur eines wussten: Der Wein war rot. Die Beschreibungen der letzten vier Finalisten waren durchwegs höchst anspruchsvoll und treffend - doch nur Fiala tastete sich perfekt heran: "dunkelrotes Rubin, mittelkräftige Viskosität, dezentes Holz, warme Aromatik aus dem Süden ..." bis er schließlich zum Punkt kam: "Nicht reinsortig, mein heißester Tipp ist Spanien, da ist Tempranillo dabei."

Das Staunen war demnach fürbass ein großes, als Vinorama-Chef Franz Gutmann schließlich enthüllte: "Ein Prado Rey aus Spanien, Bodegas Real Sitio de Ventosilla - Ribera del Duero". Und zwar "eine Cuvée mit 95 Prozent Tempranillo". "Eine Punktlandung, da gibt's überhaupt nichts rumzumäkeln", zeigte sich Standard-Weinspezialistin Luzia Schrampf beeindruckt - und so ging Fiala mit behaglichem Punktevorsprung in die Endrunde, bei der es galt umfassendes Wissen mit rasanter Geschwindigkeit zu kombinieren.

Den Preis kann Fiala nun gemächlich konsumieren: Ein verlängertes Wochenende bei der Weinkellerei Ferrari - für das ein Mercedes der S-Klasse inklusive Treibstoff zur Verfügung gestellt wurde.

Eine kürzere Strecke wird die Zweitplatzierte Kerstin Rohrer unterwegs sein - wenn sie den Mercedes R-Klasse zum Weingut von Willi Opitz in Illmitz lenkt. Rohrer stammt von einer Winzerfamilie in Lutzmannsburg, ist aber beruflich weniger mit dem Mercedes unterwegs - sondern mehr für Teppiche. Fair produzierte und gehandelte Teppiche. (Roman David-Freihsl, Der Standard, Printausgabe 12.9.2006)