Grandioser Auftakt am Vorarlberger Landestheater mit "Medea" (Titelrolle Maria Fliri). Peter Bocek ist Jason.

Foto: Vorarlberger Landestheater
Das Landestheater Vorarlberg eröffnete die neue Saison mit Medea von Euripides in einer Inszenierung von Frank Asmus. Dieser junge Regisseur bescherte der Bregenzer Bühne einen überragenden Erfolg. Solch einen stürmischen und lang anhaltenden Premierenbeifall hat das Haus schon lange nicht mehr erlebt. Asmus setzte "Medea" (Titelrolle: Maria Fliri) karg in Szene, verwendete kaum ein Requisit und reduzierte die Bewegungen der Schauspieler. Im Hintergrund bewegungsarme Filmeinspielungen von Timm Ringewaldt, die Sound-/Geräuschkulisse stammt vom Theaterkomponisten und Popmusiker Daniel Dorsch (Madonna Hip Hip Massaker). Die Besonderheit dieser Inszenierung liegt in der radikalen Modernisierung des griechischen Chores, der hier von Margot Mayrhofer allein gespielt wird. Asmus lässt sie auch Passagen eines Essays von Hans-Magnus Enzensberger sprechen, in dem er über die Fusion von Zerstörung und Selbstzerstörung philosophiert. Zudem reflektieren Wissenschafter, die per Video eingespielt werden, die Phänomene Demütigung, Rache, moralische Präpotenz etc. So wird Medea hochaktuell, das Stück mutiert zur Parabel auf eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. (mh/ DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2006)