Überleben verlangt bösen Humor: Don Otto (Kurt Bigger) und Biermann (Urs Obrecht).Foto: Gerhard Kresser

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Der Körper wird unbeweglich, das Augenlicht und die Merkfähigkeit lassen nach, aber die Lebenslust und das Bedürfnis nach Liebe sind stark wie je. Die Alten leben in Abhängigkeit von ihren Betreuern, aber ihr Freiheitsdrang ist noch ganz jugendlich. Dieses Dilemma beschreibt der dänische Autor Christian Lollike in seinem Stück Verzeihung, ihr Alten, wo finde ich Zeit, Liebe und ansteckenden Irrsinn (2003). Schauplatz ist eine nach modernen Grundsätzen geführte Seniorenresidenz. Doch die Chefin (Anke Siefken) hat ihr Personal nicht unter Kontrolle. Die Bewohner werden bestohlen, misshandelt und getötet. Aber das Stück hat auch eine versöhnliche Komponente. Der Autor entwirft mit den Figuren Don Otto und Biermann ein Freundespaar, das mit Humor und kleinen Boshaftigkeiten das Beste aus der Situation herausholt. Selbst ihr gemeinsamer Suizid ist noch ein Akt des Widerstands. Die beiden Darsteller (Kurt Bigger und Urs Obrecht) haben die Jungen nach allen Regeln der Kunst an die Wand gespielt. Eine Produktion des Theater Kosmos unter der Regie von Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig. (mh/ DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2006)