Die Medizinische Universität Wien eröffnete diese Woche ein Lernzentrum, mit dem vor allem die klinische Ausbildung im letzten Studienabschnitt unterstützt werden soll. Die Umsetzung des 2002 eingeführten neuen Studienplans werde damit komplettiert.

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"Endlich", meint Rektor Wolfgang Schütz von der Medizin-Uni Wien (MUW), sei "die letzte Stufe für den Aufbau des neuen Medizinstudiums erreicht". Eingeleitet mit der Universitätsreform von 2002 führte man einen Studienplan ein, der den früheren Usus, "viel enzyklopädisches Wissen zu vermitteln", durch eine mehr an der Praxis orientierte und vor allem "patientennahe" Ausbildung ablöste.

Um dieses Ziel zu erreichen, wünschten sich die Verantwortlichen der MUW vor allem die Ermöglichung studentischer Kleingruppenarbeit. "Früher bedeutete universitäre Lehre den reinen Vortrag vor hunderten von Studierenden", erinnert sich der Leiter der MUW-Curriculumsdirektion, Kurt Kletter. Dem Streben nach einer engeren Bindung zwischen Lehrenden und Lernenden komme das nun verwirklichte Arbeitsgruppenverhältnis von "einem Lehrenden auf zehn Studierende" sehr entgegen.

Zudem gebe es - neben den Lehrkrankenhäusern, die "immer schon Famulanten aufgenommen haben" - nun auch "Partnerschaften mit Krankenhäusern, in denen Lehrveranstaltungen der Medizin-Uni stattfinden", erklärt Kletter. Die im Vorjahr politisch abgesegneten Zugangsbeschränkungen für Medizin seien eine logische und notwendige Konsequenz daraus.

Am Mittwoch lud die MUW zur Eröffnung ihres neuen Lernzentrums - laut Vizerektor Rudolf Mallinger ein Aufenthaltsort für alle Studierenden, um sich "im Trockentraining ärztlicher Grundlagen zu üben". Die Fertigstellung erfolge "gerade rechtzeitig", freut sich Rektor Schütz: Seit Anfang Oktober befinden sich die ersten Studierenden des neuen Curriculums im dritten, letzten und damit klinischen Studienabschnitt. "Jetzt wird das Zentrum essenziell."

Neben Unterrichts- und Kursräumen sowie einem Computerlernstudio umfasst das Lernzentrum, das sich seit März im Probebetrieb bewährt hat, nun auch die früher dislozierten Teile der "Besonderen Einrichtung für medizinische Aus- und Weiterbildung" (BEMAW). Dem Vorsatz, alle Einrichtungen auf einem Cam-pus zu vereinen, ist man so einen Schritt näher gekommen.

BEMAW-Leiter Siegfried Meryn sieht neben der Ausbildung der bestmöglichen Ärzte noch eine wichtige Aufgabe für die MUW: Die Bedeutung eines akademischen Titels beinhalte auch "den Nachweis einer kontinuierlichen Lernfähigkeit und Lernmethodik." Die Notwendigkeit lebenslanger Weiterbildung sieht Meryn als "Verantwortung gegenüber den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet".(Bernhard Madlener/DER STANDARD Printausgabe, 21./22. Oktober 2006)