Foto: TAG/Anna Stöcher
Kristo Sagor, zurzeit einer der erfolgreichsten deutschen Nachwuchsdramatiker, hat sich in Die nächste Unschuld der Nachschlafphase von Jugendideologen, kurz: dem Erwachsenwerden, gewidmet. Des Nachts zitiert der leer geträumte Aljoscha (Horst Heiß) seine drei Verflossenen (Isabella Szendzielorz, Christian Strasser und, besonders gut: Hille Beseler) an den Ort ihrer ehemaligen Unbekümmertheit. Da stehen sie nun in einem Meer aus Plastikkugeln, unterm Lampenhorizont, beobachtet von bequemen Polstermöbeln. In der Kinderecke eines Möbelhauses (Inszenierung: Dana Csapo) feiert Aljoscha eine seiner Partys für den besseren Lebensabschied. Den Rest der Welt hat die Clique bereits abgestoßen. Für sie zählt nur die Eigenlogik: Kaufhausmusik als Emotionsteppich und zum Abreagieren spielen sie Tourette-Syndrom. Sagors dichter Text versteckt seinen Zynismus intelligent in den Lachfalten, die vom Alltagsphilosophieren der Figuren aufgeworfen werden. Csapo lässt die vier etwas künstlich geraten, was den Biss des Stücks dämpft. Trotzdem ein sehr gelungener, zeitgemäßer Abend. (pet/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)