Nach acht Semestern an der Uni hatte Cornelia keine Lust mehr: "Mit dem Unistudium hätte ich null Berufschancen", begründet die Publizistik-Studentin ihren Umstieg an die Fachhochschule. Mittlerweile studiert sie im siebten Semester an der FH Journalismus in Wien und schreibt an ihrer Diplomarbeit.

Jeder Fünfte wechselt

Dass der Wechsel von der Universität zur Fachhochschule nicht selten ist, bestätigt Kurt Sohm, Geschäftsführer des Fachhochschulrats. Zwar kann er keine aktuelle Zahlen nennen, bei einer Studie aus dem Jahr 2000 seien aber immerhin 20 Prozent der FH-AbsolventInnen ehemalige Uni-AbbrecherInnen gewesen. "Das Verhältnis dürfte sich nicht grundlegend verändern haben", schätzt Sohm.

Die vorangegangenen Semester an der Universität wären auch nicht umsonst. Absolvierte Kurse können nach Auskunft von Sohm durchaus für die Fachhochschule angerechnet werden. "Was und wieviel angerechnet wird, hängt aber von den jeweiligen Studienrichtungen und FH-Studiengängen ab", so der Geschäftsführer. Das Auswahlverfahren könne man aber nicht umgehen. "Nur in seltenen Fällen, wenn jemand zum Beispiel schon acht Semester studiert hat, ist es möglich, gleich in einem höheren Semester einzusteigen", informiert Sohm. Einfacher ist es, wenn bereits der erste akademische Titel erreicht wurde: "Für ein Masterstudium an der FH braucht man mit einem Uni-Bachelor keine zusätzlichen Prüfungen mehr."

Anrechenbarkeit argumentieren

"Ich habe mir besonders in den ersten drei Semestern viel erspart", erzählt Cornelia von ihrem Umstieg. Dass die für die Anrechnung Zuständige ebenfalls Publizistik studiert hatte, erleichterte einiges: "Die wusste schon, was anrechenbar ist und was nicht." Nachdem sie die Formulare bei der Studiengangsleitung eingereicht hatte, lief die Anrechnung problemlos ab. UmsteigerInnen gibt sie den Tipp, gut zu argumentieren, warum welche Lehrveranstaltungen angerechnet werden sollten.

Mittlerweile überlegt Cornelia, die bereits berufstätig ist, nach dem FH-Magister auch noch ihr Publizistik-Studium abzuschließen. "Zwei Magister-Titel brauche ich eigentlich nicht, aber ich denke daran, das Doktoratsstudium in Publizistik fortzusetzen. Das sollte mit meinem Abschluss eigentlich kein Problem sein", so die Fachhochschülerin.

Unis zur Aufnahme verpflichtet

"Anfragen zu Informationen über die Zulassung zum Doktoratsstudium bekommen wir viele", berichtet Kurt Koleznik, Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz. Prinzipiell würden die meisten Anträge reibungslos ablaufen, erzählt er von bisherigen Erfahrungen. Immerhin seien Universitäten rechtlich dazu verpflichtet, Fachhochschul-AbsolventInnen aufzunehmen.

Der Antrag sollte dennoch zeitig bei der jeweiligen Studien- und Prüfungsabteilung der Universität gestellt werden. "Das Rektorat hat sechs Monate Zeit, über den Antrag zu entscheiden. So lange vor geplanten Studienbeginn sollte der Antrag auch abgegeben werden", rät Koleznik.

Alternativen zum Uni-Doktorat

Das Problem läge nicht in der Ablehnung von Anträgen, sondern wie bei allen Dissertationswilligen darin, geeignete BetreuerInnen zu finden. Koleznik befürchtet außerdem, dass FH-AbsolventInnen an der Uni als "schwarze Schafe" gelten, und Unis diese eigentlich nicht mit Begeisterung aufnehmen würden. Fachhochschulen würden sich dadurch aushelfen, indem sie Kooperationen mit ausländischen Universitäten eingehen und von deren Doktoratsangebot Gebrauch machen: "Derzeit sind im In- und Ausland 439 österreichische FH-AbsolventInnen als Doktoratsstudierende inskribiert."

Als Alternative zum forschungsgeleiteten Doktorat an der Uni hält Koleznik den "Professional PhD" denkbar. Dieser PhD, in den USA und Großbritannien bereits eingeführt, kennzeichne sich durch angewandte Forschung und berufsfeldorientierter Ausbildung: "Bei den zukünftigen PhD-Studien an Universitäten ist mit Zugangsbeschränkungen zu rechnen, bei denen Uni-AbsolventInnen bevorzugt werden." Sollte es soweit kommen, wäre der Professional Phd für Koleznik die richtige Lösung, bis dahin bleibe er in Österreich aber "Zukunftsmusik". (lis)