Psychosozialer Dienst, Beschäftigungsinitiativen, Migrantenberatung oder Arbeit in Frauenhäusern - eine vollständige Liste der Berufsfelder für Sozialarbeiter gibt es nicht, ebenso wenig wie einen klassischen Berufsweg.

"Die meisten gehen in irgendeiner Form ins Frontline-Socialwork, das aber sehr breit gestreut ist", erklärt Peter Pantucek, Studiengangsleiter des Bakkalaureatsstudiums Soziale Arbeit, das ab kommenden Sommersemester an der FH St. Pölten belegt werden kann.

Derzeit wird umgestellt, es gibt nebst neuem Bakkalaureatsstudium das auslaufende Diplomstudium Sozialarbeit und außerdem den Magisterstudiengang Sozialarbeit als Möglichkeit zur Nachgraduierung für Absolventen der ehemaligen Sozialakademien.

"Wir haben die Umstellung genützt, um das Studium neu zu konzipieren", berichtet Pantucek. Es sei nun auf Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und selbstorganisiertes Lernen ausgerichtet.

Das Besondere am sozialen Studium in St. Pölten ist die "generalistische Ausrichtung", betont er. "Die Grundstruktur der professionellen Herangehensweise ist überall gleich, egal ob Absolventen mit alten Menschen oder in der Jugendwohlfahrt arbeiten", beschreibt der Studiengangsleiter. So ergebe sich auch eine besondere Attraktivität: die Berufsfelder im Laufe der Karriere wechseln zu können. Auch beim geplanten Masterstudium verzichte man auf eine Spezialisierung.

Genderorientiert

Die Berufschancen stehen laut Pantucek gut, besonders für männliche Absolventen, da "es einen Aufschwung von genderorientierter sozialer Arbeit gegeben hat, und als pädagogischer Beruf leiden wir unter Männerschwund".

In der Arbeitssituation gab es Entwicklungen im Bereich der Sozialarbeit in Richtung Professionalisierung, auch der Ausbildungscharakter habe sich geändert und sei wesentlich stärker wissenschaftlich unterfüttert. "Im Berufsbild gibt es langsam die Entwicklung einer Stärkung der organisatorischen Kompetenzen - wie Lobbying oder Projektmanagement", berichtet der Sozialexperte.

"Ich wollte kein 08/15-Studium machen, ohne ein Ziel zu haben", erläutert Stefanie Schelberger ihre Entscheidung für das Studium in St. Pölten. Die 21-Jährige ist im fünften Semester und schätzt es, dass man die Möglichkeit hat, verschiedene Richtungen des Berufsfeldes auszuprobieren. Sie möchte gerne im Jugend- oder Sozialamt arbeiten und hat in diesem Bereich bereits zwei Praktika absolviert. "Man erfährt auch viel Neues über einen selbst", sagt Schelberger zur Ausweitung der eigenen Vorstellungen.

"Das Studium ist aktivierend aufgebaut", meint Pantucek. Die Philosophie ist, die Studierenden ins Feld zu schicken. "Sie sollen den Beruf als einen öffentlichen begreifen, im weiteren Sinne ist es ein politisches Studium und ein politischer Beruf, in dem man mit verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Entscheidungsträgern auf Augenhöhe umgehen können muss." (Julia Grillmayr/DER STANDARD-Printausgabe,27.11.2006))