Warschau - Der polnische Bildungsminister Roman Giertych von der national-katholischen LPR (Liga polnischer Familien) will Schuluniformen im kommenden Jahr zur Pflicht machen. "Es muss Schluss sein mit der Modeschau an Schulen", sagte Giertych vor Journalisten. Jugendliche sollten sich mehr mit ihrer Schule identifizieren. Der Vorstoß ist auch eine Reaktion der LPR auf Berichte über sexuelle Belästigungen und Gewalt an Schulen.

"Schluss mit Modenschau"

Bisher hatte das Bildungsministerium nur davon gesprochen, den Schulen die Möglichkeit zur Einführung von Uniformen zu geben. Giertych möchte dies jetzt per Gesetz durchsetzen. Beim großen Koalitionspartner, der rechtsliberalen PiS (Recht und Gerechtigkeit), stößt diese strengere Variante des Gesetzesentwurfs auf Skepsis. "Dieses Projekt ist nicht durchführbar: Wie sollten wir Schüler bestrafen, die sich weigern, die Uniformen zu tragen?" hieß es von PiS-Seite gegenüber der Tageszeitung "Rzeczpospolita".

"Marketingtrick"

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung. Ärmeren Familien solle bei der Anschaffung der Uniform geholfen werden, so der Minister. Aber schon jetzt sind weitere Pläne Giertychs für das kommende Jahr nicht durch den Haushalt gedeckt, wie etwa die angekündigte Gehaltserhöhung für Lehrer um sieben Prozent. "Die Gehaltserhöhung ist eine Fiktion, ein Marketingtrick", erklärte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft ZNP, Slawomir Broniarz, in der Zeitung "Gazeta Wyborcza".

Maßnahmen gegen Gewalt

Nach dem Selbstmord einer 14-jährigen Schülerin in der nordpolnischen Stadt Danzig (Gdansk) im Oktober, die zuvor von Mitschülern sexuell misshandelt worden war, sind immer mehr ähnliche Fälle an die Öffentlichkeit gekommen. Als erste Maßnahme gegen diese Gewalt hatte die Regierung beschlossen, dass Gruppen aus Vertretern von Polizei, Schulaufsicht und Staatsanwaltschaft jede Schule besuchen und überprüfen sollten. (APA)