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Spannende Geschmackserfahrungen mit Käse und Wein ergeben sich, wenn man von Klassikern abweicht.

Foto: APA/EPA/Orestis Panagiotou
Fünf Käsetypen wurden mit unterschiedlichen Weinen kombiniert. Alle Protagonisten entsprechen gängigen Produkten, die keine geschmacklichen Extreme darstellen. Die Weine kamen aus Österreich und wurden ebenfalls nach Typen ausgewählt: ein junger Grüner Veltliner Gärtling 2006 von Martin Nigl, Kremstal, frisch, würzig und geradlinig, ein reifer, harmonischer Grüner Veltliner Smaragd Achleiten 1997 der Freien Weingärtner Wachau mit dezenten Karamellnoten und einer an Koriander- und Pfefferkörner erinnernden Würze.

Die junge Rotweincuvée stellte Philipp Grassl, Carnuntum mit "Neuberg" 2004 aus Zweigelt, Blaufränkisch und Merlot, die weich, saftig und nach dunklen Beeren schmeckte. Cabernet-Merlot 2001 von Ernst Triebaumer aus Rust stand für die reifere Rotweincuvée und ist eine Kombination aus zwei – auch international – gängigen Rebsorten: Der Wein ist in einer mäßig fortgeschrittenen, aber sehr angenehmen Reifephase, rund und harmonisch.

Die drei Arten Süßweine sind nach aufsteigender Zuckergradation gereiht: eine Muskat-Ottonel Spätlese 2005 von Wagentristl aus Großhöflein und eine Traminer Auslese 2005 von Michael Kast aus Neusiedl am See. Beide Weine wurden beim "Burgenländischen Prädikatsweinforum 2006" ausgezeichnet. Die höchste Zuckergradation hatte eine Beerenauslese 2004 aus Chardonnay und Welschriesling von Feiler-Artinger aus Rust.

Weine der Liga Spätlese und Auslese gelten mit ihrer feinen Süße zu Recht als Universalisten unter den Speisebegleitern. Sie harmonieren mit vielerlei und bilden zu kräftig Gewürztem (asiatische Küche, Currys oder eben intensiven Käsen) einen attraktiven Kontrapunkt.

Kriterien

Beurteilt wurden Harmonie und Geschmacksveränderungen. Die überzeugends-ten Kombinationen werden, ausgehend von den Käsetypen, beschrieben. Zwischen den Testpaarungen wurde der Gaumen mit Apfelspalten "entlastet".

Frischkäse

Der Ziegenfrischkäse aus dem Waldviertel war die Überraschung. Er erwies sich als unerwartet vielseitig und passte zu vielen Weinstilen.

  • 1. mit jungem Veltliner
    Frisch und frisch gesellt sich wirklich gern. Interessante Änderungen in der Textur: Der Käse wirkt körniger, aber alle Beteiligten behalten ihre Klasse.
  • 2. mit junger Rotweincuvée
    Charmante Kombination, in der das Topfenartige des Käses deutlicher herauskommt und mit den Beerenaromen des Weins gut harmoniert.
  • 3. mit reifer Rotweincuvée
    Der Wein hebt auch hier den Topfencharakter des Frischkäses hervor, erinnert an Topfensoufflee mit Beerenkompott, angenehmer fruchtig-cremiger Eindruck.
  • 4. mit Muskat-Ottonel Spätlese
    Der aromatische Wein mit feiner Süße als zart-aromatisches Beiwerk parfümiert den Käse ganz leicht: ein feines Dessert, bei dem der Käse der Protagonist ist.

    Hartkäse

    Der Walserstolz-Hartkäse aus Kuhmilch hat nach 18 Monaten Reife eine ausgewogene süß-herbe Würzigkeit, die aber nicht die hohe Intensität von länger gereiftem Hartkäse erreicht. Diese Käseart wird gerne zu Rotwein gereicht, was auch hier ganz gut funktioniert. Ein würziger Weißwein, eventuell mit zarter Restsüße, ist aber eine gute Variante.

  • 1. mit reifer Rotweincuvée
    Süße des Käses und Frucht des Weines potenzieren sich, Würze des Käses wird auf positivste Weise hervorgehoben.
  • 2. mit reifem Veltliner
    ebenbürtige Partner, die einander geschmacklich schön ergänzen; die erdigen Noten des Käses werden nicht zur Bitterkeit verstärkt, sondern bilden einen Kontrapunkt zu den Karamellnoten.
  • 3. mit junger Rotweincuvée
    Nach einer kurzen "Reibungsphase" zu Beginn verschmilzt das Ganze zu schöner Harmonie.

    Brie de Meaux

    Der Weichkäse aus Kuhmilch solo begeisterte die Juroren mit seinem idealen Reifezustand und mit seinem an weiße Trüffeln und frische Walnüsse erinnernden Duft. Mit den Rotweinen erwies er sich allerdings als sperrig. Hier punkteten vor allem die Süßweine.

  • 1. mit Beerenauslese
    Der Käse behält die feinen Nuss- und Trüffelaromen; die Süße des Innenlebens verstärkt sich – eine äußerst befriedigende Paarung.
  • 2. mit Muskat-Ottonel Spätlese
    Die Grundaromatik des Käses wird etwas reduziert, er erhält aber einen kräuterartigen Charak-ter dazu und wirkt insgesamt sehr harmonisch.
  • 3. mit reifem Veltliner
    Eine strenge, weil gegensätzliche Kombination; für Experimentierfreudige, die auch herbe Noten zu schätzen wissen, nicht unattraktiv.

    Blauschimmelkäse

    Der cremige Bleu d’Auvergne aus Kuhmilch ist mittelkräftig, versteckt aber seinen salzig-würzigen Blauschimmelgeschmack nicht. Auch hier punkten vor allem die Süßweine durch Kontrast. Gute Süßweine sind nicht ausschließlich süß, sondern spielen mit mehreren Geschmäckern wie Süße, Säure und Aromen.

  • 1. Spätlese, Auslese und Beerenauslese
    hielten sich gleichermaßen: das Süß-sauer-Spiel zwischen Wein und Käse wird noch um eine reizvolle salzige Nebenkomponente ergänzt.
  • 2. mit reifem Veltliner
    ebenfalls eine reizvolle Überraschung; ist aber etwas für Liebhaber süß-herber Geschmäcker, Käse wirkt sehr cremig.

    Rotschmierkäse

    Der Münster-Rotschmierkäse war der Bad Guy des Tests, da er sich in Partnerschaft mit Wein als ebenso widerspenstig erwies, wie er als Solist köstlich war. Der Käse "fuhr" die meisten Weine gnadenlos nieder.

  • 1. mit Traminer-Auslese
    behauptet sich gut gegen den intensiven Wein, Käse und Wein schmecken in all ihrer aromatischen Eigenständigkeit gleichwertig und heben sich gegenseitig.
  • 2. mit reifem Weißwein
    Wein hält sich gut und harmoniert als einer der wenigen mit dem kräftigen Rotschmierkäse, wobei es eventuell die süß-würzige Paarung ist, die es ausmacht. Besonderer Dank an die Weingüter und die Wein Burgenland, die den Test mit Weinen unterstützten, sowie an meine Mittesterin Christa Fuchs. (Luzia Schrampf/Der Standard/Printausgabe/23/24/25/26.12.2006)