Paintball mit Schlagstock! FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache übte in seiner Jugend offenbar eine extreme Randsportart aus. Aber egal. Es geht schließlich nicht darum zu belegen, dass die Blauen schon einmal mit Neonazis geturnt hätten. Da genügt ein Blick auf die DÖW-Homepage. Das Neuere an dem Ganzen ist die Tatsache, dass innerhalb der Partei gegenwärtig ein brutaler Grabenkampf geführt wird, bei dem sich die Kontrahenten Strache und Stadler – im Gegensatz zum Paintball – an keine Spielregeln halten.

Runde 1: Im Dezember wurde die bisherige freiheitliche Parteiakademie ohne Stadlers Wissen durch eine neue Bildungseinrichung (unter Hilmar Kabas!) ersetzt. Effekt: Weniger Geld für den ehemaligen Volksanwalt und weniger Einfluss auf die Partei und den Nachwuchs. Generalsekretär Klement forderte daraufhin eindringlich: "Wir müssen die Lagerkämpfe sein lassen und uns auf die gemeinsame Arbeit konzentrieren." Das dürfte Stadler überhört haben.

Runde 2: Mit ihm "zugespielten" Fotos des jungen Strache, der im Wald und vor einem Kriegerdenkmal mit Kameraden und Deutschlandfahne auf dem Hemd posierte, bringt Stadler seinen Konkurrenten ordentlich in Verlegenheit. Strache beschuldigte in der ZiB1 Stadler als den Urheber der Sache, in der ZiB2 hat er das wieder vergessen.

Bei Runde 3 ist nun wieder Strache am Zug. Er hat dabei jedoch schlechte Karten: Schießt er Stadler ab, so verliert er einen – trotz bzw. gerade wegen seiner verqueren Ansichten (z.B. sein Kampf gegen die Freimaurer in der Politik) – immer noch mächtigen Mann in der Partei. Und mit ihm nicht wenige Wählerstimmen von "wertkonservativer" katholischer Seite. Verpasst er Stadler nur einen zarten Hieb mit dem "Paintball-Stock", indem er ihn parteiintern weiter schwächt, so ist Stadlers Runde 4 nur mehr eine Frage der Zeit.

Wie auch immer der neueste Machtkampf ausgeht, er zeigt ein altes Leiden der Freiheitlichen auf. Sie schaffen es nicht, geeint aufzutreten, wobei es bei der aktuellen Auseinadersetzungen unter Burschenschaftern nicht wirklich um Ideologien geht, sondern um Postenbesetzungen und persönliche Antipathien. Wären die Grünen gegenwärtig nicht auch ziemlich durch den Wind (peinliches nachträgliches Minderheitsregierungs-Angebot an SPÖ und Zustimmung zu FPÖ-Antrag), so könnten sie sich die Hände reiben, weil sich hier eine Partei trotz eines respektablen Wahlergebnisses selbst abschießt. (Rainer Schüller)